Straubinger Tagblatt, 26.07.2011, von Monika Schneider-Stranninger
Foto: Ulli Scharrer
Bilanz der Agnes-Bernauer-Festspiele Trotz einer Absage 19 Aufführungen – Dr. Fischer: „Über kalkulatorischem Schnitt“
Meteorologisch arg gebeutelt wurden die Agnes-Bernauer-Festspiele 2011. Dennoch, bei elf von 19 Aufführungen zwischen 24. Juni und 24. Juli blieben Schauspieler und Zuschauer trocken. Und unterm Strich hat sich all der Aufwandfinanziell wie von der Begeisterung auf der Bühne und den Zuschauerrängen gelohnt: 18600 Menschen haben die Neuinszenierung des Festspiels aus der Feder und Regie von Johannes Reitmeier gesehen und das fast 200-köpfige Ensemble für eine reife Leistung gefeiert. Gestern war der Tag danach, das große Aufräumen beginnt.
Mit 18600 Zuschauern kann Dr. Hubert Fischer, Vorsitzender des Festspielvereins, eine Auslastung von 89 Prozent bilanzieren. Er ist damit „sehr zufrieden“. Zum Vergleich: 2007 bei den Vorgänger-Spielen waren es 85 Prozent. Damals war allerdings die Tribüne etwas größer. Man liege „über dem kalkulatorischen Schnitt“. Hätte es nicht so viele Abende verregnet, ist er sicher, dass man noch öfter als ohnehin „ausverkauft“ verzeichnet hätte. Verständlicherweise hätten sich die Zuschauer auf die schönen Abende konzentriert. Fünf mal sei ausverkauft und mehrfach bis auf wenige Restkarten ausverkauft gewesen.
Der Vorsitzende würdigt die Flexibilität der Mitspieler, die sofort bereit gewesen seien, die einzige abgesagte Vorstellung gleich am nächsten Abend nachzuholen. Die Moral des Ensembles sei sehr sehr hoch gewesen. Aufgrund der Kürze der Zeit habe man an dem Nachholtermin nur 650 Zuschauer gehabt, aber das hat den Ausfall immerhin deutlich gemindert.
Über die Hälfte der Besucher kamen übrigens von auswärts. Überraschend sei die große Resonanz aus München und seinem Umland gewesen. Im Publikum seien auch Gäste aus Österreich, Schweiz, Belgien, Holland, Dänemark, Schottland und sogar Syrien, Alaska und Kanada gewesen.
Kostüme haben gelitten
Finanziell komme man gut über die Runden, so Dr. Fischers Einschätzung. Schließlich müsse der Verein immer auch ein wenig für die Zukunft vorbauen. Trotz reichlich Regens hielten sich die Schäden an Fundus und Technik in Grenzen, einige Kostüme hätten freilich schon gelitten. Das Ausmaß werde man erst nach der Reinigung abschätzen können. Einbußen gebe es freilich beim Catering und Programmhefteverkauf, wiederum regenbedingt. Zudem wurden 7000 Regenponchos unter die Zuschauer gebracht, was den Verein 3500 Euro zusätzlich kostet.
Die Resonanz, die man auf die Neuinszenierung bekommen hat, sei durchweg positiv gewesen. Sie sei positiver angekommen als erwartet. Natürlich sehe jeder Kulisse, einzelne Szenen oder überhaupt den neuen Aufbau des Stücks mit eigenen Augen. Geschmackssache. Das Stück berge Diskussionsstoff, hatte der Vorsitzende schon im Vorfeld der Premiere prophezeit und recht behalten. Der Festspielverein ist im Gespräch. Das Engagement der Akteure sei viel gelobt worden. Ein Straubinger, der die Festspiele schon lange nicht mehr gesehen hat, fand sie „erschreckend professionell“. Dr. Fischer wertet das als großes Lob.
Wiedersehen beim Auszug
Die letzte Vorstellung am Sonntagabend sei natürlich sehr emotional gewesen, sagt er. „Es gab viel Applaus und viele Blumen.“ Der Verein hat an alle Akteure Rosen verteilt. Alle sind froh, nicht mehr wetterabhängig zu sein, aber Wehmut gehört auch zum letzten Aufführungstag. Lange müssen die Mitspieler nicht auf ein Wiedersehen warten. 120 haben sich bereits zur Teilnahme am Volksfest-Auszug angemeldet.
Am heutigen Dienstag nutzt der Kammerchor Bühne und Tribüne noch für die Aufführung der „Carmina Burana“. Am Mittwoch werden Bühne und Technik, am Donnerstag die Tribüne abgebaut. Am gestrigen Montag wurden bereits die Buden demontiert. Bis zum Wochenende muss der Schlosshof leergefegt sein, denn dann wird das Gerüst zur Sanierung des Türmchens der Schlosskapelle aufgestellt. Die Requisiten nahmen die Schauspieler – jeder ging zweimal – noch nach der letzten Vorstellung per pedes in den Fundus in der Fürstenstraße mit.
Und wann fällt seine Herzog-Ernst-Mähne? Das wisse er noch nicht, sagt Dr. Fischer. Bald jedenfalls. Es sei an der Zeit. Ob in Etappen oder gleich richtig auf Normalmaß, lässt er noch offen.