Straubinger Tagblatt, 11.11.2011, von Monika Schneider-Stranninger
Agnes-Bernauer-Festspielverein zieht positive Bilanz über Festspieljahr Endabrechnung liegt erst 2012 vor – Derzeit 471 Mitglieder – Ära Dr. Fischer bis 2015
Was das Wetter angeht, war der Agnes-Bernauer-Festspielverein 2011 nicht verwöhnt, die Publikumsresonanz auf das neue Spiel war jedoch äußerst positiv. 18500 Zuschauer haben die Aufführungen im Schlosshof begeistert. Unterm Strich hat sich aller Aufwand auch finanziell gelohnt. Der Verein beendet die Saison mit ansehnlichen schwarzen Zahlen, wobei die detaillierte Endabrechnung erst nächstes Jahr vorliegt. Die 50000 Euro Sponsorengelder jedenfalls können schon einmal den Rücklagen zugeführt werden, bilanzierte Vorsitzender Dr. Hubert Fischer am Mittwochabend bei der Mitgliederversammlung im Wappensaal. Für die nächste Zukunft kündigte er an, „das Leitungsteam zu verbreitern“.
Monatelange logistische Vorbereitungen, monatelang Proben, neue Bühne, neuer Text, rund 200 Akteure, 19 Aufführungen, 18500 Zuschauer, ein Großteil von außerhalb der Region, bayernweites Medieninteresse. Das zu stemmen, ist für einen ehrenamtlich geführten Verein ein harter Brocken. Der Agnes-Bernauer-Festspielverein stemmt ihn, will aber, das sieht Vorsitzender Dr. Hubert Fischer als eine der wichtigsten Zukunfts-Herausforderungen, eine Verbreiterung des Leitungsteams mit Übertragung von Aufgaben auf mehr Schultern als bisher. Nötig wird zum Beispiel eine Neuorganisation des Kartenvorverkaufs für die nächsten Spiele, nachdem die überaus routinierten Christine und Alfred Hawelka verständlicherweise ihren Ruhestand genießen möchten. „In dieser Umstrukturierung sehe ich persönlich mein Hauptaufgabengebiet im kommenden Jahr“, so Dr. Fischer.
Er selber sicherte Bereitschaft zu, bis einschließlich 2015, das nächste Festspieljahr, im Amt zu bleiben, entsprechende Gesundheit vorausgesetzt. Er sei dann fast 70 und 19 Jahre Vorsitzender. „Das sollte genügen.“ Die Mitglieder rief er auf, sich damit vertraut zu machen und über einen Nachfolger nachzudenken, auch für den zweiten Vorsitzenden. Denn Willi Lüdeking will sich nächstes Jahr aus Alters- und Gesundheitsgründen aus dem Vorstandsgremium zurückziehen.
85 Prozent Auslastung
Trotz widriger Witterungsverhältnisse und einer Vorstellungsabsage wegen Dauerregens wurde laut Dr. Fischer eine Zuschauer-Auslastung von 85 Prozent erreicht. Vorsichtige 75 Prozent waren kalkuliert, um ohne rote Zahlen über die Runden zu kommen. Die offizielle Gesamtabrechnung liegt erst 2012 vor. Der Verein sei finanziell gesund, obwohl 2010 mit 164000 Euro dreimal so viel ausgegeben wie eingenommen (55000 Euro) worden sei. Über 80000 Euro wurden im Vorgriff der Festspiele in den Umbau des Fundus in der Fürstenstraße investiert, weitere 13000 Euro zahlt der Verein alljährlich Kaltmiete für Fundus und Wappensaal. Trotzdem seien zum Jahresende 2010 rund 241000 Euro auf der hohen Kante gewesen.
Dr. Fischer dankte den Hauptdarstellern, Regisseur Johannes Reitmeier, Co-Regisseur Roger Boggasch, Sponsoren, Tanzmeisterin Gudrun Reinoss und ihrer seit zehn Jahren bestehenden Gruppe, Freiem Fanfarenkorps, den vereinseigenen Caterern Hans und Rita Lukas, Fundusleiterin Denise Winklmaier, Medienbetreuerin Edeltraud Fischer und Bühnenmeister Michael Bartoszewski. Letzterer habe eine Bühne konzipieren müssen, noch ehe er den endgültigen Text kannte. Trotz nachträglicher Veränderungen seien keine zusätzlichen Kosten entstanden.
Bürokratie-Wahnsinn
Kritik übte er am bürokratischen Aufwand, den er als „Wahnsinn“ von Bedenkenträgern und Verhinderern charakterisierte. Die vom Freistaat im unpassendsten Moment angekündigte Sanierung des Türmchens der Schlosskapelle war dabei nur die Spitze des vielzitiertes Eisbergs. Für die Zukunft wünscht sich Dr. Fischer „mehr pragmatische Entscheidungsträger von der Art des Oberbürgermeisters“, der auch Schirmherr der Spiele war. Über 30 Auftritte jenseits des Festspiels und der Proben zog er zudem Bilanz. Die Mitwirkung bei der Abendveranstaltung der Bayerischen Bauindustrie in Straubing habe sich besonders rentiert. Deren Lehrlingswerkstatt habe kostenlos die Holzverkleidung der Metalltraversen der Bühne übernommen.
Jetzt sehen die 471 Mitglieder gelassen der Endabrechnung von Schatzmeisterin Gisela Lummer entgegen und werden die nächsten Jahre mit vielen Aktivitäten den Festspielfunken am Lodern halten, bis 2015 die Fanfaren im Schlosshof wieder ertönen.