
Ein ungewohnter Blickwinkel auf die Agnes-Bernauer-Festspiele 2019 – hinter der Zuschauertribüne. (Quelle: Ulli Scharrer)
Auch Projekt „Die Fahnenweihe“ rückt um ein Jahr
Die nächsten Agnes-Bernauer-Festspiele werden erst 2024 stattfinden und nicht 2023, wie es der eigentlich vierjährige Turnus vorsieht. Der Vorstand des Agnes-Bernauer-Festspielvereins hat lange mit sich gerungen und jetzt so entschieden. Stichwort: Coronakrise.
Gott sei Dank war die Festspiel-Saison 2019 von Corona noch völlig unberührt. Vorsitzender Karl Weber ist darüber unendlich froh. Über die Folgen möchte er gar nicht nachdenken. Die nächsten Festspiele sind in einer zeitlichen Entfernung, die vermuten lässt, dass dann wieder so etwas wie Normalität herrscht. So einfach ist es allerdings nicht: Der Festspielverein hat als Produktion zwischen den Festspieljahren – zuletzt war das „Der bayerische Jedermann“ – ein ehrgeiziges wie innovatives Vorhaben angepeilt. Er wollte im Juli 2021 im Schlosshof an der Reitertreppe „Die Fahnenweihe“ aufführen, eine ebenso unterhaltsame wie satirisch bissige bayerische Gesellschaftskomödie unter Regie von Thomas Stammberger.
Kaum etwas lässt sich voraussagen
Das ist der Knackpunkt, der den Vereinsvorstand ins Grübeln gebracht hat. „Wir alle hoffen, dass sich die Situation schnellstmöglich entspannt. Aber bis heute und in der weiteren Zukunft kann davon noch keine Rede sein. Wir wissen nicht, ob und ab wann wieder regulär Veranstaltungen durchgeführt werden können. Können Aufführungen 2021 schon wieder ohne Einschränkungen, ohne Maskenpflicht, ohne Abstandsregeln abgehalten werden?“, macht Karl Weber die Überlegungen deutlich. Das könne niemand mit Sicherheit voraussagen. Gerade jetzt wollte der Verein die Flyer drucken lassen und im August mit dem Vorverkauf für 2021 starten. Wenn man aber nicht einmal wisse, wieviele Plätze man des Abstandes wegen freilassen müsse, könne man kaum verlässlich Karten anbieten. Und es sei obendrein fraglich, ob man kostendeckend arbeiten könne.
Aus diesem Grund hat sich der Vorstand schweren Herzens entschlossen, „Die Fahnenweihe“ erst 2022 stattfinden zu lassen und in der Folge die Agnes-Bernauer-Festspiele erst 2024. Die Verlegung der Festspiele deshalb, weil dafür bereits im Vorjahr der Festspiele entsprechende Maßnahmen anlaufen müssten und diese dann in die Proben- und Aufführungszeit der Zwischenproduktion „Die Fahnenweihe“ fallen würden.
Entscheidung ist nicht leicht gefallen
„Es ist uns nicht leicht gefallen, diese Entscheidungen zu treffen“, sagt Karl Weber. Aber nach Abwägen aller Umstände, aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitwirkenden und Gästen sowie wegen der fortschreitenden Planungen (Vertragsabschlüsse, Start Kartenvorverkauf, Werbeverträge etc.) seien diese beiden Beschlüsse vom Vorstand einstimmig getroffen worden. „Wir wissen, viele Mitglieder haben sich schon auf die Aufführungen im nächsten Jahr gefreut“, sagt Weber. Trotz allem, auch in den nächsten Monaten werde der Vorstand das Projekt „Die Fahnenweihe“ vorantreiben. Mit dem OB sei man im Einvernehmen. Er habe großen Respekt vor der Vereinsführung, dass sie frühzeitig klar entschieden habe, sagt Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Die Entscheidung sei in jedem Fall richtig, sowohl was das Festspiel als auch „Die Fahnenweihe“ betrifft. Er erinnert im Zusammenhang mit Letzterer an die beengten Verhältnisse an der Reitertreppe des Schlosshofes, von finanziellen Unsicherheiten aufgrund Publikumsbeschränkungen ganz zu schweigen.
In Kontakt mit der Landshuter Hochzeit
Vor knapp vier Wochen erst hatte der Ausrichterverein „Die Förderer“ bekanntgegeben, dass die Landshuter Hochzeit, die 2021 turnusmäßig stattfinden sollte, auf 2023 verschoben ist. Coronakrisen-bedingt. Die jetzige Terminverschiebung der Agnes-Bernauer-Festspiele ist auch vor diesem Hintergrund als vorausschauend zu bewerten, obwohl sie nur ein Nebeneffekt ist: Zwei große Festspiel-Veranstaltungen im selben Jahr – 2023 – in unmittelbarer geographischer Nähe und praktisch zeitgleich wären kontraproduktiv gewesen. Zweimal, 1968 und 1989 haben Agnes-Bernauer-Festspiele und Landshuter Hochzeit allerdings schon zeitgleich stattgefunden, erinnert sich Karl-Weber, der sich mit Stefan Feigel, Vorsitzender der Landshuter „Förderer“, besprochen hat. Landshut werde nach 2023 wieder im vierjährigen Turnus inszenieren.
Festspiel nicht zum ersten Mal verschoben
Genauso will es der Straubinger Festspielverein halten. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Agnes-Bernauer-Festspiele verschoben werden. Nach 1963 sei erst wieder 1968 gespielt worden, wohl wegen des einschneidenden Todes von Spielleiter Fritz Schefbeck, sagt Karl Weber, sowie wegen der dann möglichen Kombination von Festspiel und Jubiläum „750 Jahre Neustadt“ 1968. Nach 1984 wurde erst 1989 und als Nächstes erst wieder 1995 gespielt. Auch da kein vierjähriger Turnus. Die beiden letzteren Terminverschiebungen gingen jeweils auf das Konto von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen im Herzogschloss.