
Der neue Vorstand des Festspielvereins ist bis auf einen Wechsel der bisherige (v.l.): Vorsitzender Karl Weber, Schatzmeisterin Gisela Lummer, Schriftführer Michael Wallner (der auf Rupert Kohlhäufl (r.) folgt, der nicht mehr angetreten ist), stellvertretender Vorsitzender Florian Schmiegelt und Spielersprecherin Claudia Griessl.
Es hat allen Mut gemacht, dass am Freitagabend 54 der aktuell 494 Mitglieder des Agnes-Bernauer-Festspielvereins zur ersten Mitgliederversammlung seit 2019 im Wappensaal zusammengekommen sind. Für Vorsitzenden Karl Weber ein sichtbares Zeichen des Zusammenhalts. Allerdings unter 3G-Bedingungen und mit Masken während der eineinhalbstündigen Veranstaltung. Coronabedingt.
Das ist auch das Stichwort, das das Vereinsleben seit zwei Jahren aus den Angeln gehoben hat und in zwei existenziellen Entscheidungen gipfelt: Absage der Produktion „Die Fahnenweihe“ zwischen den Festspieljahren, die mit nur 50-prozentiger Zuschauerauslastung „ein nicht verkraftbares Minusgeschäft“ geworden wäre. Die Produktion, ein Herzenswunsch des verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden Alfred Jurgasch, soll später wieder aufgegriffen werden. Und Verschieben des nächsten Festspiels um ein Jahr auf 2024. Auch als Reaktion auf die Verschiebung der Landshuter Hochzeit auf 2023.
Theater und Zusammenleben, die zwei Säulen dieses Vereins, sind von Corona massiv beschnitten. Nicht minder seine wirtschaftliche Situation. Das System Festspielverein funktioniert so, dass im Festspieljahr relativ viel Geld hereinkommt. Und das Festspiel 2019 war ein Erfolg – mit 95 Prozent Zuschauerauslastung. Vom Gewinn müssen die folgenden vier Jahre „überlebt“ werden. Der Verein hat gut 40.000 Euro Fixkosten pro Jahr, wobei vor allem die Mieten für die Fundusräume in der Fürstenstraße und für den Wappensaal zu Buche schlagen. Wenn der Spiel-Zyklus um ein Jahr verlängert wird, wie jetzt, wird es finanziell eng.
Corona im Festspieljahr hätte Vereins-Aus bedeutet
Zudem braucht es angesichts der von Karl Weber beschriebenen massiven Kostensteigerungen beim Festspiel 2019 nicht nur für Brandschutzauflagen bei der Tribüne keine Phantasie, dass das 2024 ähnlich weitergeht. „Wir sind auf unsere Rücklagen, Spenden und Zuschüsse angewiesen“, beschönigt Weber nicht. Und er schickt hinterher: „Wenn die Pandemie uns im Festspiel 2019 getroffen hätte, gäbe es den Verein womöglich nicht mehr.“ Es wäre angesichts getätigter Investitionen im Vorfeld ein finanzielles Desaster gewesen.
Weitere Herausforderung für den Festspielverein ist der angepeilte Umzug des Fundus ins Herzogschloss, weil die bisherigen Räume zum Karmelitenkloster gehören, das vom Freistaat für den TUM-Campus Straubing saniert werden wird. Im Schloss wird der Verein laut Weber im Ostturm zwei Stockwerke und im Westturm ein Stockwerk erhalten. Der Westturm steht allerdings noch vor der Sanierung, die demnächst vom Staatlichen Hochbauamt begonnen und bestenfalls im Festspieljahr 2024 abgeschlossen sein soll. Den Verein vertritt in Sachen Fundus Ehrenmitglied Dr. Hubert Fischer. Gleichzeitig steht der Verein vor der zeit- und geldaufwendigen Mammutaufgabe, alle Gewänder und Utensilien digital zu inventarisieren.
Alle Aktivitäten stünden seit März 2020 still, bilanzierte Karl Weber weiter. Hat er sonst bei Mitgliederversammlungen eine ganze Liste an Auftritten, Gastspielen und Projekten zu vermelden, berichtete er jetzt von Telefon- und E-Mail-Kontakten zwischen den Vorstandsmitgliedern und selten gewordenen Glanzlichtern wie Auftritt beim Deutschen Gästeführertag in Straubing sowie im Rahmen des Kultursommers am Stadtplatz. Kein Stammtisch, keine Proben.
Feier der Gemeinde Alling als Hoffnungsschimmer
Hoffnung machte Weber den Akteuren mit Verweis auf 2022. Die Gemeinde Alling feiere im September „600 Jahre Schlacht bei Alling“, die bekanntlich auch im Agnes-Bernauer-Festspiel eine Rolle spielt. Man wolle sich dort mit einer szenischen Darstellung und beim Festzug beteiligen – mit 50 Spielern. Vermittelt habe den Kontakt Mitglied Birgit Gigler.
Verhandlungen über Spielleitung und Stück
Damit es zu „keinem weiteren Stillstand im Vereinsleben“ komme, gibt es Pläne, unter anderem für eine Weihnachtsfeier 2021, Theaterfahrten und Schlossfest 2022, Auftritte aller Spielergruppen bei verschiedenen Gelegenheiten in Straubing und ein Wiederaufleben des Schaukampftrainings, der Tanzproben sowie des Stammtischs. Jugendarbeit, sprich Nachwuchsgewinnung, will der Festspielverein künftig groß schreiben. Und seine Energie auf die Festspiele 2024 konzentrieren. „Wir sind in Verhandlungen, was Stück und Spielleitung betrifft“, gab Weber bekannt.
Erst einmal ging es aber um die Neuwahl des Vorstands, der fünf Jahre amtiert. Kassenprüfer Klaus Brehm bescheinigte tadellose Kassenführung, so dass der Vorstand einhellig entlastet wurde. In geheimer Wahl stimmten die 54 Mitglieder dann unter Leitung von Dr. Hubert Fischer ab.
Einstimmig beziehungsweise nahezu einstimmig wurde dem Vorstandsteam das Vertrauen ausgesprochen: Vorsitzender bleibt Karl Weber, Stellvertreter Florian Schmiegelt, Schatzmeisterin Gisela Lummer, Spielersprecherin Claudia Griessl und neuer Schriftführer Michael Wallner, der auf Rupert Kohlhäufl folgte, dem mit Riesenapplaus gedankt wurde.
Vorstand Riesen-Rückhalt signalisiert
Wahlleiter Dr. Hubert Fischer kommentierte, er sei glücklich über den Rückhalt, der dem Vorstand durch die einhellige Wahl signalisiert wurde. „Man sieht, wie schnell Vermögen abschmilzt, wenn man nicht spielen kann.“ Er hofft darauf, dass die Verhandlungen über die künftigen Fundusräume zu einem Abschluss kommen, der für den Verein finanzierbar ist.
Bürgermeister Werner Schäfer, selber Mitglied im Verein, wünschte im Namen der Stadt Glück auf dem bevorstehenden „interessanten, aber nicht einfachen Weg“ Richtung Festspieljahr 2024, das „ein Achsenjahr“ werden könnte.