
In großer Runde stellte sich Regisseur Thomas Stammberger dem Ensemble für die Festspiele 2024 vor. (Quelle: Ulli Scharrer)
Mit „Wusch“, „Peng“, Kawumm“, „Zack“, „Puff“, „Arrgh“ und „Hau Ruck“, startet die Agnes Bernauer und ihr Festspielverein am Wochenende mit einem ersten Kennenlern-Workshop. Regisseur Thomas Stammberger stellt sich 20 Kindern und 98 Erwachsenen in der Turnhalle des Anton Bruckner Gymnasiums vor und bricht das Eis zwischen langjährigen Mitspielern und den neuen Pagen, Rittern, Burgfräulein, Küchenmägden und Stallknechten. Auch wenn noch niemand weiß, welche Rolle er beim Festspiel 2024 im Herzogschloss spielen wird.
„Wer war die Agnes?“ Bei der Nachfrage von Stammberger zögern die 20 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren keine Sekunde. Detailreich erklären sie von Augsburger Badestube bis „zum Ersaufen in der Donau“ die Geschichte, inklusive dem Standesdenken im Mittelalter. Mit einer Aufwärmrunde in der Halle sind sie warm geworden. „Was war ein Herzog?“ – will der Regisseur wissen. „So was wie Markus Söder“, die Antwort hat er nicht erwartet, wertet sie aber grinsend als richtig und nun darf jeder schreiten wie „König und Königin“, um eine Jubelszene mit Volk abzugehen. Ein junges Volk, das auch sauer werden darf, wenn Durchlaucht keine Silberlinge springen lässt.
Wer Herzog werden will, fängt als Stallknecht an
Die Kinder sind nach einer Stunde Kennenlern-Workshop schon voll im Festspielfieber. Ging das erste Abschreiten noch lautlos vor sich, wird beim Dritten schon improvisiert und klar geschrien, was man vom Herzogspaar erwartet. Selina, die „in fünf Tagen 13 wird, hat beim vergangenen Festspiel ein adeliges Mädchen gespielt. Das hat so viel Spaß gemacht, dass sie wieder auf der Bühne stehen will. Als große Schwester hat sie Mia (sechs Jahre) heute und beim Festspiel fest an der Hand. Der achtjährige Jonas ist zum ersten Mal dabei. Mit Feuereifer. Herzog oder Bader möchte er mal werden, weiß aber, dass man als Page oder Pferdeknecht startet. Freuen tut er sich „auf alles“, auf das Verkleiden, das Spiel und den Applaus.
Die 98 Erwachsenen sind dran. Das heißt, Spieler ab 14 Jahren. Im Mittelalter ist man schnell erwachsen. Mit beeindruckendem Werdegang, inklusive Sternzeichen, und der Betonung, wie wichtig dem Profi Laientheater auf hohem Niveau ist, stellt Stammberger sich vor. Klar macht er auch, dass man sich über jeden Mitspieler bei diesem „großen Gemeinschaftswerk“ freut. Dass so eine große Produktion aber auch Zuverlässigkeit benötigt, bei zahlreichen Proben- und Aufführungsterminen.
Mit einer Aufwärmrunde macht der Regisseur erste Schritte in die Richtung, in die er will: „Wir tun nicht so, als ob wir Mittelalter spielen, wir sind im Mittelalter.“ Jeder Spieler sei „Anwalt seiner Figur“. Müsse sich also in diesen Stand hineindenken und nicht überspielen. „Ein Böser ist nicht nur böse“, verdeutlicht er. „Aus seiner Sicht handelt er richtig.“ Das gilt auch „für die Guten“.
Kleine, mittlere und große Rollen gilt es zu besetzen
Und jede Rolle interagiert mit anderen. Das Zusammenspiel wird im großen Kreis mit imaginärem Energieball geübt, der mit „Wusch“ und sonstigen Geräuschen und viel Spaß weitergeschleudert wird. Emotionen-Übungen und ein Parcours mit einem „imaginären Gral im Abenteuerland“ schließen sich an. Mit viel Engagement machen die Spieler mit. Voller Festspielvorfreude.
„Eine super Sache“, urteilt Karl Weber, der Vorsitzende des Festspielvereins, über das Kennenlernen. Er stellt sein Führungsteam vor, begrüßt alte Bühnen-Weggefährten und freut sich über neue Gesichter. Zusammen werde man bei den Festspielen 2024 wieder über 20.000 Leute unterhalten.
Stefan Sittl und seine Tochter Lea sind zum ersten Mal beim Festspielverein dabei. „Als Straubinger sollte man mal mitgespielt haben“, erklären sie. Sie wollen klein anfangen, als Komparsen. „Aber eine kleine Sprechrolle wäre schon schön“, urteilt der Vater.
Martina Chavez-Weiß, die als „Magda“, Agnes Vertraute, 2019 gefeiert wurde, ist wieder dabei. Es wird ihre zehnte Festspielrolle. Der Dreiklang aus der Festspieltruppe, das Kennenlernen eines neuen Regisseurs und die Leidenschaft zum Theaterspielen motiviert sie erneut. Was sie spielen will? „Ich habe alles drei bei den Rollen angekreuzt, klein, mittel und groß“, erklärt sie. Sie lässt sich überraschen, welche Rolle es wird. Hauptsache, man ist 2024 wieder dabei.
Schneewittchen und James Bond spielen eine Rolle
Stammberger freute sich, einen ersten Eindruck von seinem Ensemble gewonnen zu haben. „Einige Typen“ kannte er schon von Besuchen der Festspiele. Jetzt kommt es darauf an, was man bei wem noch rauskitzeln kann, damit das Liebesdrama mit Emotionen und Tiefgang wieder im Festspieljahr 19-mal mit der Agnes-Ermordung enden kann. Außerdem kann er, als Autor des neuen Stücks, bei Bedarf noch neue Rollen „reinschreiben“. „Das Mittelalter bietet viele Typen.“ Weitere Workshops dafür hat er schon angekündigt, zum Beispiel die „James-Bond-“ oder „Schneewittchen-Übung“.
Wer spielt welche Rolle?
Im März will man unter den Bewerbern Agnes und Albrecht finden. Dazu wird man auch „Anspielpartner“ auswählen, die Herzog Ernst und Beatrix verkörpern. Diese jeweils mit drei oder vier Mitspielern, einfach um zu sehen, wie es aussehen könnte. Wer die „bösen Hauptrollen“ verkörpern wird, wird im Herbst bekanntgegeben, genauso wie die anderen Rollen im Festspielstück. Am 4. Mai wird das Herzogspaar offiziell proklamiert.
Quelle: Straubinger Tagblatt v. 30.01.23, Ulli Scharrer
- Einblicke in den Kennenlern-Workshop.
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