
Das Herzogspaar der Festspiele 2024 (21. Juni bis 21. Juli) – Elena Hammerschmid und Sebastian Josef Danner.
Elena Hammerschmid (23) und Sebastian Josef Danner (38) sind das Herzogspaar der Festspiele 2024.
Ein Treffen am Vorabend ihrer offiziellen Proklamation
Gefühlslage? Aufgeregt, aufgewühlt, erwartungsvoll. Verständlich. Wir haben Elena Hammerschmid und Sebastian Josef Danner am Vorabend ihrer offiziellen Proklamation als Herzogspaar der Festspiele 2024 getroffen. Für beide war die Inszenierung 2019 ein Schlüsselerlebnis: Er auf der Bühne als Ritter und Badegast, sie im Publikum auf der Zuschauertribüne. Dass sie sich vier Jahre später in den Hauptrollen wiederfinden, hätten sie sich da nicht träumen lassen. Noch nicht einmal zu Beginn des Castings. Beide hatten sich unabhängig voneinander zunächst für „kleine bis mittlere Sprechrollen“ beworben.
Gut vier Wochen haben die beiden dichtgehalten, nichts verraten, denn die Überraschung sollte ja erst am Donnerstagabend im Rittersaal des Herzogschlosses verkündet werden. Nur seine Frau habe davon gewusst, sagt Sebastian Danner. Und bei Elena Hammerschmid der Lebensgefährte. Selbst ihre Eltern hat sie erst jetzt kurz vor Torschluss eingeweiht, schließlich sind sie ja zur feierlichen Proklamation eingeladen gewesen.
Zuletzt waren die beiden, die sich das erste Mal bei den Workshops des Festspielvereins im Vorfeld und bei dessen Castings gesehen haben, mit je sechs weiteren potentiellen Agnes- und Albrechtdarstellern in der engeren Wahl. Alle mussten zwei für diesen Zweck eigens geschriebene emotionsgeladene Szenen vorspielen, mit unterschiedlichen Partnern, zuletzt in der jetzigen Konstellation. Ihr Gegenüber war der Festspielvereinsvorstand sowie Regisseur und Autor Thomas Stammberger. Pokerface – man habe kein Feedback erhalten, erzählt Elena Hammerschmid. Es sei lediglich mitgeteilt worden, nur das ausgewählte Paar werde in den Tagen darauf einen Anruf erhalten.
Der erlösende Anruf des Vereinsvorsitzenden
Sie habe den ganzen Tag das Handy griffbereit gehabt, alle paar Minuten drauf geschaut, erinnert sich die künftige Agnes. Als sie von der Arbeit nach Hause ging, klingelte es plötzlich. Festspielvereins-Vorsitzender Karl Weber überbrachte die Nachricht vom Zuschlag. Nach den Worten seines Stellvertreters Florian Schmiegelt war der einstimmig ausgefallen „Die schauspielerische Leistung der beiden hat uns voll überzeugt. Sie waren die Besten im Casting.“
„In dem Moment war ich garnicht auf die Nachricht gefasst“, erzählt Elena Hammerschmid. „Ich habe bestimmt eine Stunde gebraucht, bis ich das realisiert habe.“ Ganz große Chancen hatte sie sich nicht ausgerechnet, schließlich entspreche sie mit ihren dunklen Haaren nicht dem Klischee von der blonden Agnes, meinte sie. Ihr Lebensgefährte machte eine klare Ansage, „wenn Du das nicht machst, bin ich beleidigt“. Sie hat inzwischen im Archiv gestöbert und sich die Agnes-Darstellerinnen der letzten Jahrzehnte angesehen. „Auch nicht alle blond“, sagt sie lachend. Sebastian Danner hat sich – mitten im Alltagsgeschehen – über den Anruf gewundert, „was will denn der Karl jetzt von mir?“ Auch er freut sich unbändig. Ein hochemotionaler Moment sei dann die Gewandung im Fundus für die ersten Fotos gewesen.
Beide sehen im Festspiel eine tolle Plattform für ihre Leidenschaft für Theater. Beide haben reichlich Erfahrung in ambitioniertem Schultheater. Sebastian Danner war außerdem Mitglied der Musicalgruppe „Music Acting Flame“ und Darsteller bei mehreren Bühnenproduktionen von Sascha Edenhofer. Elena Hammerschmid hatte ihr Debüt in einem Krippenmusical als Maria Magdalena, erzählt sie lachend. Inzwischen ist sie erfolgreiche Slam Poetin, Gründungsmitglied des Künstler*innenkollektivs 7*innen mit eigener Show im Regensburger Thon-Dittmer-Palais, macht Ballett, Jazz Danke und Hip Hop sowie Moderationen.

Elena Hammerschmid und Sebastian Josef Danner in zivil. Foto: Monika Schneider-Stranninger
Erfahrung in ritterlicher Kampfkunst
Dass er 2024 bei den Festspielen wieder dabei sein wollte, stand für Sebastian Danner lange fest. Der Festspielvirus hat ihn gepackt. „In diesem Verein ist jeder mit Herzblut dabei, das hat Faszination. Viele Zahnräder greifen harmonisch ineinander – vom Herzog bis zur Cateringdame.“ Danner war damals eigentlich als Trainer in ritterlicher Kampfkunst engagiert worden. Er ist sehr mittelalter-affin – als Mitglied bei Batavis Gladii, Freie Ritterschaft zu Passau. Es ist 2019 nicht nur beim Trainer geblieben. Danner ließ sich als Ritter anwerben und auch als Gast in der Augsburger Badstube einsetzen.
Obwohl gebürtiger Straubinger hatte Sebastian Danner nie vor 2019 das Agnes-Bernauer-Festspiel gesehen, auch wenn es ihm wie die Geschichte der Agnes natürlich ein Begriff war. „In Straubing kommt man daran nicht vorbei.“ Bei Elena Hammerschmid war es genauso. Ihr Wunsch, mitzumachen, ist bei ihr als Zuschauerin 2019 geweckt worden. „Es war packend. Meine Schauspiellust wurde wieder geweckt.“
Seine Frau habe sich riesig mit ihm gefreut, sagt der künftige Albrecht. Sie habe ihm auch vermittelt, dass ihr bewusst ist, dass er die nächsten Monate wenig zuhause sein wird. „Ich bin für ein Jahr alleinerziehend“, habe sie geflachst. Die Kinder sind ein und zweieinhalb Jahre alt. Die bekämen das natürlich noch nicht mit, sagt er. Aber dem älteren Sprößling ist natürlich aufgefallen, dass Papas Bart weg ist, jedenfalls so, wie er bisher war – bis zur Brust und gerne zum Zopf geflochten. Das hätte für einen Herzog Albrecht natürlich nicht gepasst. „Ich habe aber schon lange mit dem Gedanken gespielt, mich von dieser Barttracht zu verabschieden“, sagt er lachend. Das sei jetzt beste Motivation gewesen.
Beide sind allein optisch ganz anders als das Vorgängerherzogspaar. Über die Charaktere, die sie darstellen, sind sie sich einig. „Zwei mutige, starke Persönlichkeiten, extrovertiert, mit vielen Facetten, Hochs und Tiefs“, sagt Elena Hammerschmid. „Ein gestandenes Mannsbild, kein Kind von Traurigkeit, ein Lebemann“, sagt Sebastian Danner über Albrecht, „und eine kraftvolle Frau“ über Agnes. Die gegenseitige Anziehungskraft ist augenscheinlich. Schließlich hätten es Agnes und Albrecht einfacher haben können, wenn sie sich ins System und seine tolerierten Nischen gefügt hätten. „Da muss viel Herz dahinter gewesen sein. Aus Liebe ist man zu jedem Risiko bereit.“ Das in die heutige Zeit zu projizieren, wird für beide eine spannende Herausforderung.
Nach der Proklamation am Donnerstagabend im Rittersaal ist der Reigen weiterer Repräsentationstermine landauf landab und auch bei Bürgerfest und Volksfestauszug eröffnet. Festspielpremiere ist am 21. Juni 2024. Die nächsten vier Jahre sind sie das Gesicht des Vereins, wie es ihre Vorgänger waren, sagt Florian Schmiegelt.
Worauf sie sich am meisten freuen? „Die Premiere.“ Wovor sie die meisten Manschetten haben? „Die Premiere“. Ganz klar. „Auf den Schlussapplaus – darauf arbeiten wir hin, das wird unser Lohn“, sagt Elena Hammerschmid.
Das Herzogspaar
Die Agnes 2024 ist Elena Hammerschmid. Die 23-Jährige ist gebürtige Regensburgerin, wohnt in der Domstadt und studiert dort im Masterstudiengang Architektur. Ihre Hobbys: Poetry Slam, Malerei, Theater spielen. Bühnenerfahrung hat sie als Tänzerin (Ballett, Jazz Dance, Hip Hop) und Slam Poetin, Gründungsmitglied des Künstler*innen-Kollektivs 7*innen sowie Darstellerin in ambitionierten Schultheaterprojekten.
Der Albrecht 2024 ist Sebastian Josef Danner. Der 38-jährige gebürtiger Straubinger ist Polizeibeamter in Straubing. Er wohnt in Hunderdorf. Seine Hobbys sind Motorradfahren, Holz- und Lederverarbeitung und Theater spielen. Er hat Bühnenerfahrung als historischer Schau- und Freikämpfer. Seit 2015 ist er Mitglied bei Batavis Gladii, Freie Ritterschaft zu Passau (unter anderem als Bogenschütze, Waffenknecht und Ritter im 100-jährigen Krieg). Schauspielerfahrung hat er von den Festspielen 2019, mehreren Bühnenproduktionen von Sascha Edenhofer sowie ambitioniertem Schultheater. -mon-

Herzogspaar der Agnes-Bernauer-Festspiele 2024
Quelle: Straubinger Tagblatt vom 05.05.2023, Monika Schneider-Stranninger