Ein roter Teppich, Fanfaren-Klänge, Fackeln, Agnes-Bernauer-Pralinen und ein reich gedeckter Gabentisch: Dr. Hubert Fischer ist am Samstagabend bei einer stimmungsvollen Gala im Wappensaal nach 20 Jahren als Vorsitzender des Agnes-Bernauer-Festspielvereins verabschiedet worden. Zudem überreichte ihm Bernd Sibler, Staatssekretär im bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, das Bundesverdienstkreuz am Bande.
„Ich genieße diesen Abend nur“, sagte Dr. Fischer mit einem Lächeln – denn organisiert hatten diese Gala, die einige Überraschungen aufbot, seine Vereinskollegen. Das betonte auch Alfred Jurgasch, stellvertretender Vorsitzender, bei seiner Begrüßung: „Der Verein möchte sich bedanken.“ Eingeladen hatten sie zu dieser Gala neben zahlreichen Ehrengästen Peter Vermeij, Generalkonsul der Niederlande in München und Schirmherr der Festspiele 2015, MdB a.D. Ernst Hinsken und Alt-OB Reinhold Perlak.
Seit 1966 ist Dr. Fischer aktives Mitglied im Festspielverein, der seit 1953 besteht. In den vergangenen 20 Jahren habe er als Vorsitzender „herausragende Verdienste für die Stadt als Kulturstandort“ geleistet, würdigte Sibler. Alle vier Jahre präsentiere der Verein das „größte Freilichtfestspiel Ostbayerns“ und trage dadurch das kulturelle Erbe der Stadt weiter. Drei Inszenierungen der Orff’schen Bernauerin habe man unter Dr. Fischers Leitung aufgeführt, die Bühne für die Festspiele wurde umgestaltet ebenso wie die Kostüme. Diese seien durch Dr. Fischers Einsatz endlich „historisch korrekt“. Er habe das Umfeld der Festspiele professionalisiert und Johannes Reitmeier, Intendant des Landestheaters Tirol, als Regisseur engagiert. Dabei jedoch immer darauf geachtet, Sponsoren für das Festspiel zu gewinnen, um die gestiegenen Kosten der Produktion zu finanzieren. All dies sei nur durch „beispiellosen Idealismus“ möglich.
„Identitätsstiftende Arbeit“
Doch Sibler lobte nicht nur Dr. Fischers ehrenamtliche Tätigkeit im Verein: Auch in seiner Kinderarztpraxis und als ehrenamtlicher Obmann des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte habe er sich verdient gemacht. Stets habe er sich um eine optimale medizinische Versorgung für Kinder und Jugendliche in Straubing und Umgebung bemüht und Fortbildungen organisiert. Er initiierte den kinderärztlichen Notdienst, der außerhalb der Sprechzeiten eine fachärztliche Versorgung bietet. Damit habe er sich um das Allgemeinwohl verdient gemacht und deshalb verlieh ihm noch Bundespräsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Der Agnes-Bernauer-Festspielverein leiste herausragende, identitätsstiftende Arbeit, die rein im Ehrenamt bewältigt werde, sagte Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Die Festspiele seien eine Gemeinschaftsleistung, „aber der Chef muss alles zusammenhalten“. Pannermayr berichtete von einer Premiere, nach der Dr. Fischer selbst das Herzogschloss absperrte. Dr. Fischer sei in der Gemeinde der Christuskirche engagiert, ein großer Unterstützer des Familienhauses und ehrenamtlich Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank. „Sie machen nicht nur mit, Sie prägen.“
MdL Josef Zellmeier, seit Kurzem auch Mitglied im Agnes-Bernauer-Festspielverein, sagte: „Sie haben weit mehr getan als Ihre Pflicht.“ Dann zitierte er Novalis „Idealist sein heißt, Kraft haben für andere“ – eine Beschreibung, die auf Dr. Fischer als „wahren Idealisten“ hervorragend passe.
Mitglieder des Festspielvereins kommentierten das über 18 Kilogramm schwere Kostüm des Herzog Ernst, die Paraderolle Dr. Fischers (siehe Foto links). „In diesem Kostüm kann man sich keinen anderen vorstellen“, sagte Jurgasch, „deshalb schenkt dir der Verein dein Kostüm“. Anna Lummer als Agnes Bernauer und Daniel Edenhofer als Herzog Albrecht bedankten sich „im Namen aller Herzogspaare“ mit einem Gedicht und Anna Lummer fügte scherzhaft hinzu, froh zu sein, dass sie nun nicht mehr von ihm in der Donau ertränkt werde.
Andreas Schneider, ein langjähriger Gefährte, erinnerte an die Festspiele von 1972 mit Dr. Fischer als Herzog Albrecht und Ulrike Floßmann als Agnes. Damals habe es noch vor jeder Vorstellung einen Festzug vom Schloss zum Rathaus gegeben, um auf die abendliche Vorstellung aufmerksam zu machen. Einen Brief der damaligen Agnes-Darstellerin Ulrike Floßmann, die zum Galaabend nicht kommen konnte, las Spielervertreterin Claudia Griessl vor.
In seiner Laudatio sagte Johannes Reitmeier, dass sich Dr. Fischer unbeirrbar von seiner Vision und Mission leiten habe lassen. Mit Reitmeiers Wut- und Zornattacken habe er souverän umgehen können: „Aber ich weiß nicht, wie oft ich in Ihren Gedanken in der Donau lag“, fügte er scherzhaft hinzu. Reitmeier habe mit den Jahren gelernt, dass Dr. Fischers „Bitt’ schön, ich will Ihnen ja nicht reinreden“ als unmissverständliche Ansage zu sehen war und er in Dr. Fischer einen „verlässlichen Wegbegleiter“ gefunden hat.
„Mir geht es heute nur bedingt gut, ich bin emotional sehr bewegt“, gestand Dr. Fischer. Er bedankte sich bei seinen zahlreichen Wegbegleitern und versicherte Reitmeier, ihn „nicht sehr häufig in der Donau versenkt“ zu haben. Lediglich vom Landkreis wünsche er sich künftig mehr finanzielle Unterstützung für die Festspiele – damit der Verein wachsen, blühen und gedeihen möge. Es folgten Standing Ovations. - phi -