Das Herzogspaar der Bernauer-Festspiele in Straubing
Die 23 Aufführungen der Agnes-Bernauer-Festspiele 2019 sind planmäßig über die Bühne im Schlosshof gegangen. Im Rückblick sind alle Beteiligten darüber noch ein Stück mehr erleichtert als damals. Denn 2020 war die Welt bereits am Haken von Corona. Das für heuer geplante Projekt des Festspielvereins, „Die Fahnhe“, eine bissige Gesellschaftssatire unter Regie von Thomas Stammberger, ist auf 2022 verschoben. Die nächsten Festspiele wurden wohlweislich von 2023 auf 2024 gerückt, allemal weil die Landshuter Hochzeit ihre für heuer geplante Saison auf 2023 verschoben hat. Das Herzogspaar von 2019, Kristina Kohlhäufl und Ben Gröschl, amtiert also länger als die allermeisten seiner Vorgänger. Und dennoch fehlt es an Öffentlichkeitspräsenz. Eine Regentschaft unter Corona-Regie.

Kristina Kohlhäufl (Quelle: Kohlhäufl)
„Mir geht es gut“, sagt Kristina Kohlhäufl. Sie ist erleichtert, dass Corona sie nicht erwischt hat. In ihrem Leben abseits der Festspielbühne hat sie seitdem ihre Ausbildung zur Handelsfachwirtin erfolgreich abgeschlossen. „Viel im Homeoffice“, sagt sie lachend. Sie hat auch gleich eine Marketing-Schulung daraufgesattelt. „Es war ja Zeit.“ Sie hat auch zu kochen begonnen, erzählt sie. Da teilt sie die Erfahrung vieler.
In der Zwischenzeit Ausbildung absolviert
Zwischenzeitlich arbeitet sie in der Firma, in der sie auch die Ausbildung absolviert hat, – bei ALSO in Straubing – als Eventmanagerin. „Zurzeit geht es in erster Linie um Online-Veranstaltungen. Selbst die Hausmesse ist online“, sagt sie. Die Festspiele 2019 erscheinen ihr vor diesem Hintergrund relativ weit weg. Vor kurzem ist ihr ein Foto in die Hände gekommen von der ersten Probe. Das hat Erinnerungen geweckt, an die 1.000 Zuschauer auf der Tribüne. „Ins Denken darüber gekommen, was man alles erlebt hat und wieviel man unterwegs war, ist man eigentlich erst hinterher.“
Als meisten ist ihr präsent, was für eine große Last von ihr abgefallen ist nach der Premiere. „Das war ein sehr glücklicher Moment.“ Mit Albrecht, sprich Ben Gröschl, ist sie in Kontakt – meist über Whatsapp. „Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Aber jetzt visiert der Festspielverein den „Sommer der Möglichkeiten“ an, um am Stadtplatz ein bisschen Festspielgefühl zu vermitteln. „Es war natürlich schade, dass kein Volksfestauszug war und auch manch andere Veranstaltung ausgefallen ist, aber ich bin sehr dankbar, was ich bis dahin alles an Schönem erleben durfte.“ Kristina Kohlhäufl ist sicher, dass einige Textpassagen schnell wieder präsent sein werden, vor allem wenn sie wieder ins Gewand von damals schlüpft. „Ich freue mich darauf.“
Weit entfernt vom Jammern

Ben Gröschl
(Quelle: Gröschl)
„Ich bin weit entfernt vom Jammern“, sagt Ben Gröschl. Es gehe ihm gut, auch seiner Familie. „Die Inzidenzzahlen gehen runter, der Krisenmodus geht zurück. Was will man mehr?“ Das entstandene Vakuum durch die Lockdowns hat er mit Gitarrespielen „dahoam“ und mit Sport zu füllen versucht. „Auch mit mir haben die Fahrradhändler Geschäft gemacht“, erzählt er lachend vom neuen Mountainbike.
Er ist froh, dass die Pandemie erst 2020 zugeschlagen hat und die Festspiele 2019 davon unberührt vergönnt waren. Dass für lange Zeit keine Auftritte möglich waren, auch nicht für die Bands, in denen er Mitglied ist, tut Ben Gröschl sehr leid. Die Regularien seien aber einzusehen. Auf Biegen und Brechen, das bringe nichts. Er habe keine Vergleichszahlen, wieviel Präsenz bei früheren Herzogspaaren zwischen den Festspieljahren üblich gewesen sei. Er ist aber wie Kristina Kohlhäufl optimistisch, dass der „Sommer der Möglichkeiten“ einiges zu bieten hat.
Videokonferenzen und Telefonate
In ein Loch gefallen sei er nach den Festspielen nicht, sagt er. Erst mal sei er urlaubsreif gewesen. Und er habe die Wochen und Monate Revue passieren lassen, in denen man auf die Premiere hinarbeitete und dann Aufführung um Aufführung auf der Bühne stand. Dann ist es mit einem Mal schon wieder vorbei.
Jenseits der Festspielbühne ist Ben Gröschl in der Pharmaindustrie als Manager für klinische Studien in der Krebstherapie tätig und dabei wenig tangiert von Corona. Natürlich haben sich auch für ihn die Arbeitsmodalitäten geändert. Man hat sich nur noch bei Videokonferenzen gesehen und Telefonate geführt.
Und die Bühne, das Theater und die Musik, das Publikum haben gefehlt, sagt Gröschl, der da vielfältig aktiv ist. Jetzt komme die Hoffnung auf ein Stück mehr Normalität zurück.
Info
Der Festspielverein gestaltet zwei Termine im Rahmen des „Sommers der Möglichkeiten – Lunchbox“ am Dienstag, 20. Juli, und Dienstag, 17. August, jeweils 12.15 Uhr mit einem 30- bis 45-minütigen Programm am Stadtplatz. Beim ersten Termin sind Einzelszenen aus früheren Festspielen angedacht, beim zweiten Termin Auftritte des aktuellen Herzogspaars, von Ernst und Beatrix sowie der Tanzgruppe, teilt der Festspielverein mit.