Der gnadenlose Kanzler spielt im „Team Agnes“

Mittwoch, 10. Juli 2019

Der gnadenlose Kanzler spielt im „Team Agnes“

Wache wollte er werden, Albrecht wurde er, Kanzler ist seine Bestimmung, Truxi der Name

’95, ’99, 2007, 2011, 2015, wie ein leidenschaftlicher Fußballfan die Erfolgsjahre seiner Mannschaft aufzählt, kann das auch Reinhard Röhrl für seine Lieblingsmannschaft „Team Agnes“ runterrattern. Eigentlich wollte er damals nur mal sehen, wie so eine große Produktion gestemmt wird und ablaufen kann. Er hatte schon Aufführungen gesehen. Eine Anzeige im Straubinger Tagblatt, dass neue Mitspieler gesucht werden, gab dann den letzten Impuls, mal vorbeizuschauen. „Ich dachte mir, ich stell mich als Wache einfach hinten rein.“

Er wurde gleich der Herzog Albrecht! „Wie die Jungfrau zum Kind …“ sei das gelaufen. Er hatte sich nicht für die Rolle beworben. Beim Vorsprechen meinten die: „Könntest Du den Albrecht machen?“ Anschließend zweiter Bürger, dann Ritter und seitdem Kanzler. Da fand sich das „Traumpaar Trixi und Truxi“ wieder (von Beatrix und Tuchsenhauser). Seine Agnes, Claudia Griessl, spielte da nämlich die Beatrix, mit der der Kanzler immer eng intrigiert. Und heute noch gratuliert der Albrecht von damals zu ihrem Premierendatum am 7. Juli seiner Agnes mit einer Rose. Den Liebeschwur an die Bernauerin kann Röhrl noch minutenlang auswendig: „Agnes, mein Angele, wenn Du nur da bist …“

„Die anderen sind halt heuer etwas härter“

Für den Kanzler hat er sich auch nie beworben, wird aber immer wieder gern gefragt, ob er den Fiesling übernehmen kann. Auch wenn der Kanzler dieses Mal nicht direkt Tuchsenhauser heißt. Richter Nothaft und einen kämpfenden Bauern im Heer – er gibt einen zielgenauen Armbrustschuss ab – sowie einen Zecher spielt Reinhard Röhrl in dieser Saison zusätzlich – vier Rollen. „Als Bauer bin ich Statist, um die Bühne zu füllen, das ist locker-lässig“. Anspruchsvoller sei die Szene 27, das Gericht. Routine schleiche sich nicht ein, „der Kanzler ist ja dieses Jahr komplett neu“. Er redet viel mit seinen Mitspielern, was man besser machen kann. „Ich bin ja dieses Mal etwas weinerlich… wir haben diskutiert, ob wir das ändern sollen, aber wir wollen die Nuancen erhalten. Die anderen sind halt heuer etwas härter“, erklärt er schmunzelnd. Man überlegt sich schon immer wieder neu, wie man diese Rolle auslegt. „Ich bin eigentlich gar kein Schauspieler“, erklärt Reinhard Röhrl und betont: „Ich spiele nur beim Agnes-Bernauer-Festspielverein mit, das hat mir damals sehr viel gegeben. Die Kameradschaft und Freundschaften, die da entstanden sind, schätzt er. „Meine besten Freunde sind beim Agnes-Bernauer-Verein dabei, die hab ich ’95 kennengelernt.“

Als Kanzler und Richter ist er gnadenlos gegen die Agnes. Obwohl Reinhard Röhrl als Albrecht mal in diese verliebt war. – Es muss nicht immer eine große Rolle sein: Kämpfender Statist macht Reinhard Röhrl ebenfalls viel Spaß.

Ritterliche Ritter, die sich helfen

Früher sei immer bis zum Januar gelesen worden – „da musste ich dann nichts mehr auswendig lernen“, erklärt er, weil beim Fortgehen danach sprach man auch noch den Text. „Jeder hatte den ganzen Text im Kopf.“ Das hat sich mit den Profi-Regisseuren geändert, „jetzt muss das auf sechs Wochen stehen“.

Das lustigste, aber gleichzeitig das dramatische Erlebnis auf der Bühne war 2011, als der Herzog Ernst nicht auf die Bühne kam. „Da geht Dir so viel durch den Kopf!“ Aber Bernd Vogel und Franz Aichinger überspielten mit den anderen Rittern die Situation und schickten den Kanzler sogar aus, den Herzog Ernst zu holen. Super gelaufen. Reinhard Röhrl fragte Freunde im Publikum, ob ihnen was aufgefallen sei: „Nein!“

Mittlerweile kann er auch über sein eigenes Malheur lachen. Einmal spielte einer mit, der nicht ganz so fit war (der Festspielverein integriert immer wieder Menschen mit Beeinträchtigungen, Anmerkung der Redaktion). Die Ritter machten sich ritterlich Gedanken, wer einspringt, wenn dieser Freund seinen Stichwortsatz einmal vergisst. Bei einer Aufführung war es dann fast so weit. Es dauerte ein bisschen. Röhrl schaute schon zu dem Ritter, der einspringen sollte im Dialog mit ihm. Der Satz kam aber noch. Aber jetzt hatte er vor Aufregung seinen Satz vergessen. Rupert Kohlhäufl sprang ein. Dafür ist Reinhard Röhrl ihm heute noch dankbar und die Anekdote wird gern schmunzelnd erzählt. Das schätzt Röhrl, dass auf „Team Agnes“ Verlass ist.

Quelle: Straubinger Tagblatt vom 10.07.19, Ulli Scharrer

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