Der reiche Mann und der Tod

Donnerstag, 22. Juni 2017

Der reiche Mann und der Tod

MITTELBAYERISCHE:

Knapp 100 Mitwirkende und drei Teufel zeigen im Juli das Mysterienspiel „Der Bayrische Jedermann“ – unter freiem Himmel im Herzogsschloss in Straubing.

Zwei Jahre sind seit der glanzvollen Festspielpremiere des Agnes Bernauer Festspielvereins in Straubing vergangen. Mehr als 20 000 Zuschauer verfolgten die leidvolle Geschichte um die Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer auf der Bühne im Herzogschloss und waren begeistert von der Inszenierung dieser tragischen Liebesgeschichte.

Zwei Jahre später ist der Festspielverein nicht untätig. Quasi um in Übung zu bleiben und auch um außerhalb der Festspielzeit einen Beitrag zur Kultur in Straubing und Umgebung zu leisten, proben die Schauspieler momentan für eine neue Freilichtinszenierung. Es soll laut Pressemitteilung die erste Aufführung des Festspielvereins sein, die nichts mit der Figur der Agnes Bernauer wie noch 2013 zu tun hat, als Carl Orffs Oper „Die Bernauerin“ als Inszenierung zwischen den Festspieljahren gezeigt wurde.

Das Stück ins Bairische übertragen

Diesmal ist es „Der Bayrische Jedermann“, ein Stück nach dem Mysterienspiel von Hugo von Hofmannsthal, das vor allem durch seine jährlichen Inszenierungen auf dem Domplatz in Salzburg berühmt geworden ist. Oskar Weber hat die Mundartfassung von Franz Löser, einem Mitarbeiter Hugo von Hofmannsthals, ins Bairische übertragen. Die Handlung und die Grundzüge der Originalfassung des Stücks sind dabei erhalten geblieben.

Jedermann, ein reicher Bauer, feiert rauschende Feste mit seinen Freunden und ist dabei hart und unbarmherzig seinen Schuldnern und Untergebenen gegenüber. Einem Festbankett folgt das andere, und Geld scheint keine Rolle zu spielen. Da meldet sich plötzlich der Tod bei Jedermann. Jedermann versucht sein Sterben aufzuschieben, und schließlich gibt ihm der Tod eine Stunde Zeit, sich Freunde zu suchen, die ihn auf diesem schweren Weg begleiten. Doch Jedermann hat Pech. Niemand seiner Freunde mag ihn begleiten, alle haben Wichtigeres zu tun oder gerade keine Zeit.

Jedermann verzweifelt und denkt im letzten Augenblick an seinen Reichtum, an sein Geld, das ihn bisher nie im Stich gelassen hat. Doch auch dieser Reichtum in Gestalt des goldglänzenden Mammon macht sich nur lustig über Jedermann, sagt ihm klar und deutlich, dass Jedermann der Sklave seines Reichtums ist und verweigert ihm ebenfalls die Gefolgschaft.

Erst als sich Jedermann an seine wenigen guten Werke erinnert, die ihm in Gestalt armer, krank und zerbrechlich wirkender Menschen erscheinen, gibt es Hoffnung für ihn. Zusammen mit dem Glauben, der ebenfalls zu Jedermann steht, ergreift er die Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit, zu Gott zu finden. Das wiederum will der Teufel nicht hinnehmen und sieht Jedermann bereits als sichere Beute. Doch es ist zu spät für die bösen Mächte. Jedermann bereut und wird von guten Werken und dem Glauben vor Gottes Richterstuhl geleitet.

Ungewöhnliche Inszenierungen

Andreas Wiedermann, gebürtiger Deggendorfer und freier Regisseur in München, wird dieses Stück unter freiem Himmel im Hof des Straubinger Herzogschlosses an der Reitertreppe inszenieren. Wiedermann hat vielerlei Auszeichnungen für die Inszenierung unterschiedlicher Opern, Musicals und Schauspiele im ganzen bayerischen Raum, vor allem aber in München bekommen, wo er bekannt dafür ist, ungewöhnliche Inszenierungen an ungewöhnlichen Orten zu zeigen. So gab es laut Mitteilung beispielsweise schon Opernaufführungen im Schwimmbecken des Müllerschen Volksbades, in Fußgängerunterführungen oder Filmstudios. Andreas Wiedermann ist auch für Text und Inszenierung des Plattlinger Nibelungenfestspiels verantwortlich.

„Der Bayrische Jedermann“ von Andreas Wiedermann soll eine spektakuläre Inszenierung werden, die auf opulente Bilder und die Wirkung großer Szenen setzt. Insgesamt werden an dieser Inszenierung knapp 100 Mitwirkende beteiligt sein, davon etwa 80 auf der Bühne.

Mehrere Sprecher für eine Figur

Das Problem, dass der Text nur etwas mehr als 20 Sprechrollen hat, wird besonders raffiniert dadurch gelöst, dass einige der Figuren auf unterschiedliche Sprecher aufgeteilt werden, die ganz verschiedene Facetten ein und derselben Rolle aufzeigen. Beispielsweise gibt es den Teufel in drei Personifikationen oder Mammon als ganz unterschiedliche Figuren. Die Texte werden dabei teils simultan, teils zeitversetzt gesprochen.

Der Agnes Bernauer Festspielverein konnte sich für die Inszenierung die Exklusivrechte für den ostbayerischen Raum sichern. Schon deshalb möchte der Verein mit „Der Bayrische Jedermann“ einen besonderen Theaterabend bieten, der Zuschauern und allen Beteiligten in langer Erinnerung bleiben soll, wie es in der Mitteilung heißt.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen