Dr. Hubert Fischer wird 70 Jahre jung

Dienstag, 21. Februar 2017

Dr. Hubert Fischer wird 70 Jahre jung

Monatelange logistische Vorbereitungen, aufreibende Proben, vier Wochen lang Festspiel-Aufführungen geballt, Sponsorenverhandlungen, Public Relations bei Medien und Tourismusverbänden, 480 Mitglieder bei Laune, bei der Stange und das Geld zusammenhalten und die vier festspielfreien Jahre im Gespräch bleiben durch attraktive Projekte. Ganz schön viel für einen, dessen Tag auch nur 24 Stunden zählt. Zwei Jahrzehnte hat Dr. Hubert Fischer, der in Straubing fast drei Jahrzehnte als Kinderarzt praktizierte, ehrenamtlich als Vorsitzender des Agnes-Bernauer-Festspielvereins diese Aufgaben gestemmt und dabei nie den Eindruck eines (Ab-)Gehetzten hinterlassen oder zumindest überzeugend die Fassade gewahrt. Am heutigen Dienstag wird er 70 Jahre jung und ist nach einem gesundheitlich hürdenreichen Jahr 2016 wieder wohlauf. Er hat Konsequenzen aus diesem Schuss vor den Bug gezogen und wird seine anerkannten Managementqualitäten künftig dosierter einsetzen.

Ende November hat er seinen lange angekündigten Rückzug vom Vorsitz des Festspielvereins wahr gemacht, den er 20 Jahre innehatte. Es spricht für den ausgemachten Strategen, dass er diese Zäsur vorausschauend vorbereitet hat, auch dabei von seiner ebenfalls mit dem Festspiel-Virus infizierten Frau Edeltraud immer unterstützt. Es ist ihm gelungen, Verantwortung auf mehrere starke Schultern zu verteilen. Nur der Vorsitz ist vakant geblieben. Das zeigt (siehe oben), dass es kein Allerweltsposten ist, um den sich die Leute nur so reißen würden. Es ist mehr, als „nur“ in die Festspielrobe des Herzog Ernst zu schlüpfen. Dr. Hubert Fischer arbeitet daran, einen Nachfolger zu finden. „Eine 50-jährige Vereinsehe lässt man nicht so einfach hinter sich“, sagt er und bleibt dem Verein gerne als Ratgeber erhalten.

Als Vorsitzender war er 1996 in die Fußstapfen von Reinhold Perlak getreten, der damals vom Herzogsthron auf den OB-Sessel wechselte. Ein Festspielneuling war er nicht, als 16-Jähriger spielte er erstmals mit. Er mimte schon den Herzog Albrecht und seit 1999 bei jedem Festspiel den Herzog Ernst. In seiner Ära hat sich die Mitgliederzahl nahezu verdoppelt. Es wurden 160 Kostüme nach historischen Vorbildern erneuert, die Fundusräume an der Fürstenstraße funktionell umgebaut, eine neue Inszenierung auf die Beine gestellt, Autor und Regisseur Johannes Reitmeier sowie Profis für Bühnenbau und Beleuchtung eingebunden. 22 Aufführungen, mit fast 20 000 Zuschauern eine Auslastung von 90 Prozent und schwarze Zahlen sind die Bilanz des Festspiels 2015.

Er war und ist immer noch Integrationsfigur eines Vereins, dem Menschen vom Schüler bis zum Pensionisten, vom Arbeiter bis zum Akademiker angehören. Er trug wesentlich dazu bei, dass diese bemerkenswerte Schar auch zwischen den Festspieljahren zusammenhält – dank jährlicher Ausflüge und Aufführungen von Orffs „Bernauerin“ bis aktuell zum „Jedermann“.

2009 ist Dr. Hubert Fischer als Kinderarzt in Ruhestand getreten. 1982 hatte er seine Praxis eröffnet und zu einer der größten kinder- und jugendärztlichen Gemeinschaftspraxen in Bayern ausgebaut. Viele Straubinger kennt er von den ersten Lebenswochen an und behandelte oft schon die Kinder der Kinder, die einst bei ihm im Wartezimmer saßen. ADHS (das vielzitierte Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und Neurodermitis waren und sind Medizin-Themen, für die er als ausgewiesener Fachmann gilt. Berufspolitisch hat sich Dr. Fischer über Jahrzehnte für die Anliegen der Kinderärzte stark gemacht. Als er von 1978 bis 1981 die Facharztausbildung an der Hedwigsklinik Regensburg absolvierte, engagierte er sich zudem für die Einrichtung eines Baby-Notarztdienstes. Bei den damaligen Einsatzfahrten in die hintersten Winkel des Bayerischen Waldes hat er vielleicht ein Rezept für seine nach außen hin nie bröckelnde Gelassenheit gelernt, nämlich kleinste Freiräume auf dem Beifahrersitz für eine Mütze Schlaf zu nutzen. Er war Initiator und Vorsitzender des Paed-Netzes Niederbayern (Zusammenschluss von Kinderarztpraxen). Berufsbegleitend hat er von 1993 bis 1997 eine Psychotherapeutenausbildung gestemmt.

Dr. Hubert Fischer engagiert sich in der Gemeindearbeit der evangelischen Christuskirche, ist seit 2016 Mitglied des Stiftungsvorstandes, unterstützt das Familienhaus, dessen Verfechter er von Anfang an war. Seit 2001 gehört er dem Aufsichtsrat der Volksbank an, seit 2010/11 als Vorsitzender.

Ausgleich findet er beim Skifahren, Bergwandern, Schwimmen, Radeln, bei Kreuzfahrten mit seiner Frau Edeltraud in alle Welt, einschließlich Konzert- und Opernbesuchen in den ersten Adressen wie New Yorker Met, Oper von Sidney oder Teatro la Fenice in Venedig. Von 1982 bis 1992 hat er bei Dr. Jazz den Kontrabass gespielt. Bei der Schlaraffia ist er seit 2001 Mitglied und seit mehreren Jahren deren Ceremonienmeister. Die Studienfreunde, die 2012 aus der ehemaligen akademischen Studiengenossenschaft hervorgingen, zählen heute auch dank seiner Ideen wieder etwa 50 Mitglieder. Und mit der Rolle eines grantelnden Bauern im Schwank „Der keusche Josef“ hat er sich bei der Volksbühne 2013 – blond gefärbt und in Lederhose kaum wiederzuerkennen – einen Wunsch erfüllt und ist mal von der herzoglichen Seite ins Volk gewechselt. Ganz nebenbei ist der Vater von drei Kindern Großvater von zwölf Enkeln im Alter von vier bis 18 Jahren, familienintern eine gefragte Anlaufstelle als Kinderarzt und dosiert gerne Animateur für die Enkel.

Wir wünschen ihm Gesundheit, dass seine Ausgeglichenheit nie nur Fassade ist, dass er einen Nachfolger für den Festspielvereinsvorsitz findet und dass sich an einem 24- Stunden-Tag alles locker unterbringen lässt, was ihm wichtig ist. Und das ist viel.

Monika Schneider-Stranninger

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