Anna Lummer macht auf und hinter der Bühne eine gute Figur in verschiedenen Facetten
„Auf alle Fälle bin ich eine Drama-Queen“, erklärt Anna Lummer lachend und meint damit ihre Rolle als Freifrau von Waldeck. Die Dame in Grün kann cholerisch, aber auch gutmütig und liebevoll sein. Die Waldeck ist dabei auch intelligent und mitfühlend – alles Charakterzüge, die die Rolle so spannend für Anna Lummer machen. „Sie weiß, was sie macht, sie weiß, was sie will, und das zieht sie auch durch“, bringt die langjährige Festspielerin ihre aktuelle Rolle auf den Punkt. „Die hat so viele Facetten!“
Die Lieblingsszene der Waldeck ist die komödiantische. Da darf sie am Anfang ausflippen, und die Drama-Queen geben. „Das ist einfach einmal etwas anderes zu spielen.“ Allerdings ist diese Szene, wo sie den Sedlitz heiraten darf beziehungsweise muss, lieblingstechnisch gefolgt von der ernsthaften. In der steht sie der Agnes bei und gern legt sie sich auch, als Einzige, mutig mit der Beatrix an.
„Ein echter Lummer“, wie ihr Versprecher liebevoll genannt wird, ist ihr heuer aber auch passiert, als abgelegte Geliebte des Herzogssohns Albrecht verwechselte sie die Namen und meinte, die Agnes habe sie verlassen.
Anna Lummer gehört wahrscheinlich zu „den Lebenslänglichen“. Heuer sind ihre siebten Spiele, mit sechs Jahren hat sie begonnen, auf der Herzogsschlossbühne zu stehen. „Ich bin aufgewachsen in diesem Verein, deswegen hängt auch so viel Herzblut daran.“ Schon als Mädchen stand sie auf der Bernauer-Bühne „in der Küche und im Bad“ sammelte sie Erfahrungen, aber auch als „Margarete von Kleve“ und dann natürlich der Höhepunkt, die Agnes bei den Festspielen 2015.
Da genießt sie heuer „entspanntere Festspiele“, weil man nicht mehr als Hauptrolle immer im Mittelpunkt steht. Aber da ist auch ein „tränendes Auge“, weil es zwar anstrengend war, aber auch wunderbar. Ganz entspannt ist es aber auch für die Waldeck nicht, die hilft jetzt nämlich fleißig mit, den Albrecht anzuziehen oder dem Sedlitz in die Rüstung zu helfen. Denen trägt sie auch „die Kostüme von A nach B“, weil sie weiß, wie stressig das für Hauptrollen sein kann. Die sich an verschiedenen Plätzen umziehen müssen. Sie genießt es aber auch, vom Tribünenrand zuzuschauen.
Die schönste Zeit sei eigentlich die Probenzeit, sinniert Anna Lummer, „da erinnert man sich immer gern daran“. Da ist die Ernsthaftigkeit noch nicht so da, da darf man auch einen Spaß machen.
Anna Lummer hat aber nicht nur eine größere Sprechrolle übernommen, sondern ist auch groß in die Organisation mit eingestiegen – als Regieassistenz. Sie mag das Organisieren, das liegt ihr und das klappt bei ihr. Aber da hängt „brutal viel Zeit dran“, bei jeder Probe da sein und sich vorher und hinterher um vieles kümmern. „Da hilft es mir, dass ich Lehrerin bin“, erklärt sie lachend. Man muss da auch mit Kritik rechnen, weil man bei der Menge der Leute auch mal etwas sagen muss, was nicht so gut läuft. Sie weiß aber, dass das Buhmann-Sein schnell wieder verfliegt, weil der Verein eine Familie ist und die anderen wissen, dass einer auch mal sagen muss, wo es langgeht. Flexibel muss man als Regieassistenz sein, wenn ein Mitspieler kurzfristig ausfällt, da muss man wissen, wen man als passend findet und geht dann noch schnell den Text durch. Aber auch so Kleinigkeiten wie Getränke oder Papierservietten zu verräumen: „Viel Arbeit, die aber auch viel Spaß macht.“
Eigentlich kann man da bei Anna Lummer, wie bei der Freifrau von Waldeck, sagen: „Sie weiß, was sie macht, sie weiß, was sie will, und das zieht sie auch durch.“