Ein ganz neuer Fußabdruck

Samstag, 4. August 2018

Ein ganz neuer Fußabdruck

Agnes Bernauer Festspiele? Kennen Sie, haben Sie schon mal gesehen? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Vom 21. Juni bis 21. Juli 2019 wartet der Festspielverein mit einer Neuinszenierung mit komplett neuem Text und ungewohnter Abfolge auf. Bisher kennt niemand, von Passagen abgesehen, das komplette Stück, weder der Vorstand noch das Herzogspaar. Dessen Rollen sind die einzigen, die vergeben sind. Aber das Publikum kann sich schon mal einlassen auf das Abenteuer Mittelalter: Am 1. August hat der Karten-Vorverkauf begonnen.

Bald werden sie an vielen Stellen im Stadtgebiet und andernorts hängen: Die Plakate für die Agnes-Bernauer-Festspiele 2019. Auch ein Aufdruck auf einem Stadtbus ist geplant und sogar Kinowerbung. Auf der Suche ist Werbeleiterin Claudia Griessl aktuell nach einem Baugerüst an publikumswirksamer Stelle, wo man mit einem Riesenposter für die Festspiele werben könnte. 2015 bot sich die Baustelle Herzogschloss geradezu an. Besser geht es eigentlich nicht. „Doch“, sagt Claudia Griessl lachend, „der Stadtturm wäre das Nonplusultra“.

„Ist schon ein komisches Gefühl, sich auf einem Plakat zu sehen“, sagt Agnes-Darstellerin Kristina Kohlhäufl mit Blick auf das druckfrische Motiv: Agnes und Albrecht, in prächtiger Adelsrobe, sich verliebt zulächelnd. Mit Dr. Ben Gröschl hält sie zufrieden das erste Plakat in Händen, in Sommerkleid, Bermuda-Shorts und Turnschuhen – als beabsichtigter Kontrast anno 2018. Ihre Oma, erzählt Kristina Kohlhäufl schmunzelnd, habe schon eine Kiste vorbereitet, in der sie alle Veröffentlichungen über ihre Enkelin im Zusammenhang mit dem Festspiel sammeln will.

100 Akteure beim Volksfestauszug

Ihren nächsten Auftritt, dann in standesgemäßer Kleidung, hat das Herzogspaar beim Volksfestauszug am kommenden Freitag. Im Kreis von rund 100 Festspiel-Vereinsmitgliedern werden sie die Chance nutzen, viele tausend Zuschauer auf die Bernauer-Saison 2019 aufmerksam zu machen. Im Foyer der Fraunhoferhalle wird es während der Ostbayernschau wieder einen Infostand des Vereins geben, auch da werden Agnes und Albrecht mehrfach vorbeischauen. Und natürlich hofft Vereinsvorsitzender Karl Weber, dass Ministerpräsident Söder beim traditionellen Messerundgang am kommenden Samstag hier kurz Halt machen wird. Schließlich ist er der Schirmherr der Festspielsaison 2019.

(Fast) alles neu, so könnte man die Vorzeichen der 20 geplanten Aufführungen nennen. Auch eine Schüleraufführung am Nachmittag ist vorgesehen. Abgesehen vom bekannten traurigen Ende der Agnes Bernauer habe man auch eine Verpflichtung gegenüber der Historie, sagt Karl Weber und verweist auf die kürzliche Anerkennung des Festspiels als immaterielles Kulturerbe.

Am Anfang der neuen Festspielfassung wird die Schlacht von Alling stehen, bei der Herzog Ernst der Überlieferung nach seinen Sohn Albrecht vor der sicheren Gefangenschaft gerettet hat, verrät Karl Weber. Die Festspiel-Routiniers haben damit gleich ein Bild vor Augen: Turbulente Massenszenen, Schwertkämpfe. „Das will trainiert sein“, sagt Weber. Albrecht-Darsteller Dr. Ben Gröschl freut sich schon auf diese Herausforderung und auf eine von spannenden Zeitsprüngen geprägte Aufführung. „Ich habe schon Ideen, wie ich den Albrecht als Charakter anlegen will“, erzählt er, dass er sich seit Wochen in die Historie einliest. Auch auf die neue Bühne freut sich das Herzogspaar. Der Schlosshof wird in voller Breite („Da gibt es keine schlechten Plätze“) bespielt und das Gebäude als natürliche Kulisse genutzt. Kristina Kohlhäufl, 2015 noch als Edelfräulein auf der Bühne, hätte damals nicht gedacht, dass sie 2019 die Agnes sein wird. „Jetzt habe ich natürlich die bisherigen Auftritte der Agnes im Kopf.“ Das macht es für sie schwerer und leichter zugleich. Das Herzogspaar will ganz bewusst „einen eigenen Fußabdruck“ hinterlassen.

Rollenvergabe Mitte/Ende September

Es ist nicht das erste Mal, dass Ben Gröschl mit Andreas Wiedermann als Regisseur zusammenarbeitet. Einige große Projekte, vor allem Musicalproduktionen, hat er schon erlebt. Und zuletzt den „Jedermann“ mit dem Festspielverein. Aber 20 Aufführungen hat er noch nie gespielt. Kristina Kohlhäufl und Ben Gröschl sind deshalb auf eine effiziente und intensive Probenphase eingestellt. Die heiße Phase beginnt nach intensiven Lese- und Einzelproben im Mai 2019 im Schlosshof. Anna Lummer, Agnes der Festspiele 2015 und diesmal als Regieassistentin im Einsatz, versichert, sie kennt ihren Text noch heute. „Man könnte mich nachts aufwecken und ich könnte die gefragten Passagen sofort zitieren“, flachst sie. Karl Weber sagt, er kenne sogar noch Sätze von 1968. „Das behält man wahrscheinlich fürs Leben.“

Mit Hochspannung wird jetzt aber erst einmal das komplette neue Textbuch erwartet. Auf dessen Basis können Mitte/Ende September alle Rollen vergeben werden. Bewerben konnten sich Interessenten jeweils für Statisterie, große oder kleine Sprechrollen. Es seien viele dabei, die das erste Mal auf der Festspielbühne stehen wollen, sagt Karl Weber und freut sich über viele junge Leute, aber nicht minder über jene, die nach Jahren der Abstinenz zurück ins Ensemble kommen. „Andreas Wiedermann hat versprochen, dass er alle, die mitspielen wollen, unterbringen wird“, versichert er. Mit 200 Akteuren wird gerechnet.

Info
Der Vorverkauf für die Agnes-Bernauer-Festspiele vom 21. Juni bis 21. Juli 2019 läuft. Karten gibt es im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32, Tel. 09421/940-6700 und über okticket.de.

Quelle: Straubinger Tagblatt, Monika Schneider-Stranninger

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