Die Agnes boxt gern in ihrer Freizeit und der Albrecht ist ein singender Hacklschwinger. Sie hat Erfahrungen als „himmlischer Engel“, er als Massenmörder. Beide sind sehr sympathisch. Die 18-jährige Kristina Kohlhäufl, die gerade am Ludwigsgymnasium ihr Abitur schreibt, und der 35-jährige Dr. der Biomedizin, Ben Gröschl, sind das Herzogspaar für die Spielsaison 2019. Gestern wurden sie als Agnes Bernauer und Herzog Albrecht im Wappensaal vorgestellt (siehe Artikel morgen). Vorab haben wir sie aber schon über ihre Bühnenerfahrung befragt, die vom „Wackelzahn“ bis zum „Sommernachtstraum“ reicht.
Warum wolltet ihr Agnes und Albrecht spielen?
Ben Gröschl: Ich kenn den Bernauerverein schon länger und finde es toll, was die alles so machen. Aber auf die Idee, dass ich mich als Albrecht bewerben könnte, bin ich erst 2017 beim „Bayerischen Jedermann“ gekommen. Da hab ich zum ersten Mal aktiv beim Verein mitgespielt, als Mammon und als Teufel. Da hab ich mir gedacht, das ist ne tolle Truppe, warum eigentlich nicht bei der Agnes mitspielen.
Kristina Kohlhäufl: Ich kenn den Verein schon ewig, der Papa war ja schon dabei, als ich noch gar nicht auf der Welt war. 2003 bin ich zum ersten Mal im Volksfestauszug im Volk mitgegangen. Dann hab ich immer wieder im Volk mitgespielt oder Programmhefte verkauft. Vor vier Jahren hab ich dann ein Edelfräulein gespielt. Aber auf die Idee, mich für die Agnes zu bewerben, bin ich im Oktoberfestauszug gekommen. Anna hatte keine Zeit (Anna Lummer, die Agnes von 2015), da haben sie mich gefragt, ob ich im Agnes-Prunkkleid mitmarschiere. Da dachte ich mir, probierst halt mal… (lacht)
Wie wollt ihr euren Charakter anlegen?
Kristina Kohlhäufl: Erst einmal kommt es darauf an, wie es der Regisseur inszenieren will. Ich denke, vom Alter passe ich gut, die Agnes war ja sehr jung. Gerade am Anfang des Stücks ist sie ja so wie ich, fröhlich und froh und lebenslustig. Aber dann wird es ja ernst…
Ben Gröschl: Ich hab mir schon Gedanken gemacht, aber ich kann mich der Kristina nur anschließen. Der Regisseur, Andreas Wiedermann, hat seine Vorstellungen. Und gemeinsam muss man die Rolle entwickeln. Was ich am Albrecht interessant finde, ist der Gegensatz, dass er am Hof lebt und da ein bestimmtes Schicksal vorbestimmt hat, aber gleichzeitig in die Agnes verliebt ist. Diese Zerrissenheit will ich darstellen und die Beziehung zu seinem Vater. Er ist ja in einer Schlacht von seinem Vater gerettet worden. In die psychologischen Details würde ich gern reingehen.
Wie seid ihr auf Schauspielerei als Hobby gekommen?
Ben Gröschl: Ich kann mich erinnern, dass ich im Kindergarten in Mitterfels bei einem Krippenspiel auf der Bühne stand. So richtig bewusst auf der Bühne gestanden, ohne Gitarre zum Festhalten, das war in der fünften Klasse. Da haben sie mich einfach raufgestellt. Dann hab ich am Gymnasium in Bogen zwei Musicals gespielt, „Josef“, und vor allem „The Rocky Horror Picture Show“. Da habe ich dann Feuer gefangen, aber im Studium hab ich dann jahrelang nichts gemacht, weil ich da Heavy Metal mit meiner Band machen wollte. Aber 2009 hat der Theaterverein Mitterfels angerufen, ob ich mal wieder mitspielen will. Und da hab ich wieder gemerkt, wie richtig viel Spaß Schauspielern macht.
Kristina Kohlhäufl: Ich hab schon im Kindergarten an Ostern oder bei Krippenspielen mitgemacht. Meine Eltern spielen auch schon immer Theater, da bin ich reingerutscht. In der Grundschule haben wir ein Musical aufgeführt, später hab ich im Paul-Theater mitgespielt. Und seit der achten Klasse bin ich im Schultheater, da proben wir regelmäßig einmal pro Woche.
Wie bringt man die Zeit für die Hauptrollen auf?
Kristina Kohlhäufl: Ich mache nächstes Jahr den Handelsfachwirt bei der Also in Straubing. Ich muss also nicht zum Studieren weg. Nach der Arbeit oder am Wochenende hab ich Zeit.
Ben Gröschl: Das war eine sehr wichtige Frage. Kann man das schultern, ich hab ja neben der Arbeit meine Finger in allen möglichen Projekten drin. Ich werde ein paar Sachen zurückschrauben. Vor ein paar Jahren war ich noch im Labor und habe geforscht, aber ich bin mittlerweile Schreibtischtäter als Manager, da kann ich die Zeit besser einteilen.
Was habt ihr für einen Trick, eine Rolle auswendig zu lernen?
Ben Gröschl: Ich bin ein auditiver Typ. Wenn ich stur etwas nur lese, dann tue ich mir schwer. Daher nehme ich mir meinen Text immer auf und höre ihn mir an – auch wenn ich meine eigene Stimme nicht hören will (lacht). Aber das Wichtigste für mich ist, Handlung und Text auf der Bühne miteinander zu verbinden, da festigt sich erst alles richtig.
Kristina Kohlhäufl: Ich fang immer erst mit kleinen Abschnitten an und lern dann immer mehr dazu und ich wiederhole viel. Ich kann mir auch gut Texte merken, wenn ich die singe. Aber das stimmt, was der Ben sagt. Wenn man die Kulisse hat und seinen Bühnenplatz kennt, dann ergibt der Text viel mehr Sinn, beziehungsweise merkt man dann erst richtig, was die Rolle jetzt gerade fühlt.
An welchen Eurer bisherigen Auftritte erinnert ihr euch am liebsten?
Kristina Kohlhäufl: So viele große Rollen hab ich noch nicht gespielt. Aber im Schultheater hab ich mal so eine Chefin gespielt, das hat mir ganz gut gefallen, als ich so auf die Bühne gestöckelt bin (lacht). Und ganz früher im Musical „Winnie Wackelzahn“ hab ich die Hauptrolle gehabt. Das war auch ein Erlebnis, da hab ich zum ersten Mal so richtig viel Text lernen müssen und singen dürfen. Das war anstrengend, aber cool, wie alles dann funktioniert hat.
Ben Gröschl: Ich hab schon viel gespielt, aber was mir ad hoc in den Sinn kommt, weil es schauspielerisch etwas Besonderes war, der Zettel im „Sommernachtstraum“ von Shakespeare. Weil das mehrere Rollen und Verwandlungen in einem waren, da hat man ganz viel Facetten ausspielen können. Und was auch noch ganz toll war, das war „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, in dem ich den Hyde spielen durfte. Weil ich da eine Seite ausleben konnte, die ich eigentlich gar nicht hab (lacht), die eines Massenmörders, das hat super viel Spaß gemacht.
Was war das schlimmste Bühnenmissgeschick, das ihr überspielen musstet?
Kristina Kohlhäufl: Letztes Mal bei den Bernauer-Festspielen waren die Gewänder in einem Nebenraum und die Tür fiel zu, da waren wir eingesperrt. Das war schon blöd (lacht). Aber das war ja nicht auf der Bühne. Ich hab Gott sei Dank noch nie meinen Text vergessen (sie klopft schnell dreimal auf Holz; Anmerkung der Redaktion). Und im Schultheater hatten wir immer kleine Stühle hinter der Bühne, da bin ich mal dagegengerauscht. Das war auch nicht schön. Auf der Bühne ist mir aber – Gott sei Dank – noch nichts Dramatisches passiert…
Ben Gröschl: …bei mir leider schon (lacht). Ich hatte schon Blackouts mit Texthängern. Das ist immer der totale Horror für mich. Der Text war gerade noch da und dann ist er weg. Und du denkst nur noch da dran und nicht daran, den Text wieder herzubekommen. Aber im Nachhinein war es bei der Dreigroschenoper in Mitterfels witzig, da mussten wir wegen dem Wetter die Pause verkürzen. In der ersten Szene nach der Pause musste ich nur eine Tafel wischen, den Dialog hatten zwei Schauspielerinnen. Die eine hatte aber nicht mitbekommen, dass wir eher starten, da hat sich die Erste mit mir improvisiert unterhalten, bis die andere kam. Da war der Puls ganz oben. Wir mussten uns irgendetwas aus den Fingern saugen. Die anderen meinten, das habe keiner gemerkt, dass das nicht einstudiert war. Das kann ich bis heute nicht glauben.
Wie ist das, ein Liebespaar zu spielen?
Ben Gröschl: Ich weiß es noch nicht, wie das mit der Kristina wird (lacht). Das wird sicher intensiv gespielt und ich freu mich darauf. Aber „Verliebt-Spielen“ find ich wahnsinnig viel schwieriger, als einen Massenmörder zu spielen. Weil da musst du einfach ein Irrer sein und kannst dich von der Rolle distanzieren. Wenn du aber einen Liebenden spielen musst, musst du ein verliebtes und schönes Gefühl herzaubern und da zeigt man viel mehr von sich. Wenn ich als „Frank N. Furter“ in der „Rocky Horror Picture Show“ in Strapsen umeinanderlaufe oder als irrer Mr. Hyde, da weiß jeder, „das passt schon“, ist eine Rolle. Aber verliebt zu sein zu spielen, ist eine viel größere Herausforderung, eine schwierige, die sicher auch anstrengend sein wird. Aber die Sache wird schon laufen. Der Streit mit meinem Vater, Herzog Ernst, wird sicher auch spannend.
Kristina Kohlhäufl: Ich hab auch nicht gedacht, dass ich mit 18 gleich verheiratet bin (lacht). Aber ich glaube auch, dass das eine Herausforderung wird und man da mehr von seiner Person zeigt, als in anderen Rollen. Aber wir verstehen uns persönlich sehr gut – da hab ich keine Bedenken. Es wäre sicher schwieriger, wenn wir gar nicht miteinander auskommen würden. So Liebeszenen sind ja eigentlich so Sachen, die man in der Öffentlichkeit nicht so zeigt, aber auf der Bühne muss man da halt das Feeling hinbekommen. Gespannt bin ich auch, wie das wird, wenn ich zum Tod verurteilt werde – ob man da gern von der Bühne runtergeht? Und auf den Streit mit der Beatrix, wenn man richtig laut werden darf, auf den freue ich mich auch schon.
Straubinger Tagblatt: Ulli Scharrer
Karten für das Festspiel 2019
Der Kartenvorverkauf für die Aufführungen 2019 des Agnes-Bernauer-Festspielvereins im Tagblatt-Leserservice beginnt am 1. August.