„Ewige Mess“ für die Bernauerin

Montag, 15. Oktober 2018

„Ewige Mess“ für die Bernauerin

Viel Resonanz auf szenische Lesung des Festspielvereins – Würdige Erinnerung

Zum 583. Mal hat sich vergangenen Freitag der Todestag der Agnes Bernauer gejährt. Die unstandesgemäße Ehefrau Herzog Albrechts III. von Bayern-München ist am 12. Oktober 1435 in der Donau ertränkt worden. Zwei Monate danach hat Herzog Albrecht „eine ewige Mess“ für seine verstorbene Frau gestiftet. Sie wird noch heute an ihrem Todestag, dem 12. Oktober, in der Karmelitenkirche gelesen. Der Freistaat Bayern bestätigt regelmäßig die Fortdauer dieser herzoglichen Stiftung und die Regierung von Niederbayern übernimmt die anfallende Messgebühr.

Am Freitagabend hat Karmelitenprior Pater Jim mit seinen Mitbrüdern Pater Paul und Pater Englmar sowie Diakon Heribert Schambeck von der Pfarrei St. Elisabeth die „ewige Mess“ für die Bernauerin gelesen, als „über die Jahrhunderte hinweg sichtbares Zeichen für die Reue, Sühne und Bußfertigkeit der Menschen“. Franz Schnieringer hat die Orgel gespielt und Mitglieder des Agnes-Bernauer-Festspielvereins – in ihren wunderschönen Kostümen – haben Fürbitten (Bettina Hausladen, Dr. Hubert Fischer und Petra Peschke) und Lesung (Stephanie Fischer-Sperl) beigetragen.

Als Novum hat der Festspielverein danach in den Kreuzgang des Klosters eingeladen. Zu einer szenischen Lesung bei Wein und Gebäck und nicht zuletzt einem der berühmtesten Lieder der Festspielgeschichte von den „drei Reitern“ von Toni Gahbauer mit der Drehleier. Gänsehaut-Stimmung.

Schummrig war es im Kreuzgang, umso mehr als Kontrapunkt hell erleuchtet am Ende des Flurls das in Straubing so bekannte Grabrelief der Bernauerin – eine täuschend echt wirkende Bühnen-Requisite. „Nirgendwo sonst ist man der Agnes so nah wie hier“, hat Claudia Griessl im Namen des Festspielvereins die vielen Zuhörer – rund 110 – begrüßt. Im Karmelitenkloster vermutet man aufgrund überzeugender Indizien das Grab der Bernauerin.

Hans Vicari liest die Agnes Bernauer betreffende Passage aus seinem Buch „Da Doud vo Straubing“, volkstümlich und packend theatralisch. „I hab ihr d´ Hand hinghaltn“, sagt der Tod über den Moment, als er die Agnes aus den Donaufluten in seine Zille zieht. Claudia Griessl spricht aus Orffs „Bernauerin“ berührend die Todes-Vorahnung der Agnes. Petra Neuberger liest aus einem fiktiven, sehnsüchtigen Brief der Bernauerin an ihren Mann Albrecht von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Den Dialog von Herzog Ernst und Agnes aus der Verurteilungsszene der Festspiele von 2011 spielen Andreas Schneider und Ramona Treintl. „Ihr tötet eine Herzogin.“

Hans Vicari las aus einer Passage aus „Da Doud vo Straubing“.

Das Team des Festspielvereins hat eine glückliche – ebenso professionelle wie liebevolle – Hand bewiesen, bei Auswahl, Kombination und wohldosierter Kürze von Texten und Musik. Eine sentimentale Melange, die erst recht in dieser Umgebung zu Herzen ging. Schönstes Kompliment für den Verein: Eine Frau fragt beim Hinausgehen, „Ist das jetzt jedes Jahr?“ Die Veranstaltung macht Lust auf das neu inszenierte Festspiel 2019. Sie brachte Leben in das noch verlassene Gebäude und hat eine denkwürdige Verknüpfung am Tag, nachdem der Freistaat endlich mit der deutschen Ordensprovinz der Karmeliten den Kaufvertrag schließen konnte. Karmeliten gab es schon 1435 in Straubing, das macht die historische Dimension ihrer Präsenz deutlich. Und es wird sie weiter geben.

Der Eintritt zu der Veranstaltung war frei. Es kamen 500 Euro Spenden zusammen. Sie werden in Abstimmung zwischen Festspielverein und Förderverein für die Karmeliten in Straubing, dem diese ursprünglich zugedacht waren, den Patres übergeben. Denn sie wollen wenigstens zwei Familien auf die Beine helfen, die beim aktuell verheerenden Hochwasser in ihrer indischen Heimat Kerala ihr Zuhause und ihre Existenz verloren haben.

Info

Der Vorverkauf für die Agnes-Bernauer-Festspiele vom 21. Juni bis 21. Juli 2019 läuft bereits. Ab Mitte Oktober startet der Vorverkauf sogenannter Dinnerkarten.
Karten gibt es im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32, Tel. 09421/940-6700 und über okticket.de.

Quelle: Straubinger Tagblatt  -mon-

 

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