Monika und Florian Schmiegelt mit Sohn Korbinian im echten Leben und in Bühnen-Kluft.
Alexandra Heinzl (l.) mit Sohn Luca und ihre Schwester Andrea Csunderlik mit ihren Töchtern Jasmin und Lisa (r.).
Klaus und Yvonne Thalhammer mit Tochter Marie vor und während ihrer Bühnenzeitreise.
Der Countdown bis zur Premiere läuft schon. Es sind gerade noch sieben Tage, dann bringt der Agnes-Bernauer-Festspielverein an der Reitertreppe im Hof des Herzogschlosses „Der Bayerische Jedermann“ auf die Bühne. Erstmals hat das Stück zwischen den Festspieljahren nichts mit der Bernauerin zu tun. Trotzdem gibt es Berührungspunkte, mit Kostümen aus dem Festspielfundus, der Spielstätte und vor allem den Schauspielern, die zu einem Großteil schon beim Festspiel auf der Bühne standen. Wir haben mit drei Familien gesprochen – längst nicht die einzigen –, die bei diesem Projekt aus Überzeugung, Spaß und Wir-Gefühl über Wochen ihre Freizeit teilen.
Monika, Florian und Korbinian (6) Schmiegelt spielen eines der guten Werke, einen armen Nachbarn und einen Engel und ein Schuldknechtskind. „Wir haben es uns gut aufgeteilt“, sagt Florian Schmiegelt. Korbinian kommt am Anfang und am Schluss dran, „einmal mit Mama, einmal mit Papa“. Monika, von Beruf heilpädagogische Förderlehrerin in einem Förderzentrum der Katholischen Jugendfürsorge, hat reichlich Festspielerfahrung. Seit 1995 war sie bei jedem Festspiel dabei, mal als Frau aus dem Volk, als Küchenmagd, Bürgerin und einmal in einer Männerrolle als Leibknappe. Florian Schmiegelt war schon bei der Orff´schen Bernauerin 2013 auf der Bühne – als Badegast und als Richter. Er ist theateraffin, auch außerhalb des Festspielvereins. Der Mathe- und Chemie-Lehrer an der Sandtner-Realschule hat eine Ausbildung als Theater-Lehrkraft an der Akademie in Dillingen absolviert. Er leitet die Theater-AG für die fünfte und sechste Klasse an der Sandtner-Realschule und ist Teil der renommierten Theatergruppe des Luggy. Korbinian hat als Akteur bei der Kinder-Agnes-Aufführung erste Bühnenerfahrung gewonnen. Daheim, erzählt sein Vater, spielt er Jedermann-Szenen nach und hat eine verblüffende Textkenntnis. Auf dem Stadtplatz hat er schon sehr erfolgreich Prospekte für den „Jedermann“ verteilt. Gereizt hat die Eltern, dass es um eine ganz andere Geschichte geht als jene der Agnes. Das gemeinsame Agieren auf der Bühne macht den Dreien Spaß. Sie haben die Chance genutzt, solange Korbinian noch die letzten Wochen in den Kindergarten geht. Der dreijährige Severin, zweites Kind der Familie, ist an den Proben- und Aufführungsabenden bei der Oma. Das Einzige, was Korbinian nicht Spaß macht, ist „die Warterei zwischen den Auftritten“.
Alexandra Heinzl, die gerade ihren Sohn Luca dabei hat, und ihre Schwester Andrea Csunderlik mit den Töchtern Jasmin und Lisa, sind eine weitere Familie, die im Festspielverein verwurzelt ist. Die beiden Schwestern sind von ihrer Tante Mira Lincker für den Festspielverein angeworben worden. Das war schon in den neunziger Jahren. Bis 2011 war auch ihre inzwischen verstorbene Mutter noch mit von der Partie. Mira Lincker hatte 1976 zum ersten Mal Kontakt zum Festspiel. Sie arbeitete an einem Verkaufsstand der Metzgerei Wenisch im Schlosshof. „Ich konnte jede Aufführung anschauen und verdiente noch etwas dabei“, erinnert sie sich. 1980 wollte sie dann selber mitspielen, als Statist. Da ist ihre eine Sprechrolle angeboten worden, „die Aicherin“. Die Rolle hat sie gespielt bis zur Umstellung auf die neue Fassung des Festspiels. Bis 1999 ist sie jedes Mal dabei gewesen. 2001 ist sie aus Straubing weggezogen, lebt heute in Langmeil in Rheinland-Pfalz. „Ich würde heute noch gerne mitspielen, denn wenn einen das Festspielfieber gepackt hat, dann wird er es nicht mehr los.“ Dass jetzt ihre Nichten und deren Kinder beim Festspiel und gerade beim „Jedermann“ mitspielen, ist für sie der beste Beweis, dass das Festspielfieber generationenübergreifend ist. Das können Alexandra Heinzl, im richtigen Leben Kommissioniererin, und Andrea Csunderlik, im richtigen Leben Staplerfahrerin, nur bestätigen. Alexandra hat als Page angefangen, mit ihrer Schwester ist sie „vom ersten Schritt an“ bei der Tanzgruppe des Festspielvereins. Seit 2003 sind beide „mit Leidenschaft“ Bademägde, erzählen sie lachend. Festspiel für Festspiel immer wieder gerne. Jasmin hat 2015 auch einen Pagen gespielt wie damals ihre Tante. Wie Lisa spielt sie beim „Jedermann“ eines der Schuldknechtskinder und einen Engel. Ihre Schwester Lisa hat noch einen zu Herzen gehenden Auftritt als sterbendes Mädchen. „Anders“ und spannend ist es, mal nicht mit der Agnes Bernauer zu tun zu haben, gibt Andrea Csunderlik gerne zu. Wie ihre Schwester hatte sie beim „Jedermann“ mit Volksgewändern gerechnet, jetzt finden sich beide in noblen Roben in der dekadenten Tischgesellschaft wieder. Jasmin (12) und Lisa (9) erzählen kichernd, dass sie auf der Bühne mal rollengemäß miteinander raufen. „Da wird unsere Oma im Publikum bestimmt sagen, man rauft doch nicht“, sagt Lisa und freut sich schon auf den Moment, wenn sie die Oma im Publikum entdeckt.
Klaus und Yvonne Thalhammer sind beide 2015 zum Festspielverein gestoßen – als Mitglieder der Tanzgruppe. Als Tochter Marie sich mit einer Freundin erfolgreich für eine Pagenrolle beworben hat, wurde die Mama, die eigentlich nur hinter den Kulissen mithelfen wollte, gleich mitentdeckt und kurzerhand als Hofdame engagiert, erzählen die beiden. Der Jedermann hat sie als ganz anderer Stoff gereizt. Sie haben sich gefreut, dass sich zwischen den Festspieljahren etwas tut. „Es ist schön, so viele wiederzusehen.“ Und weil Proben zeitintensiv sind, haben sie sich gedacht, man könnte hier doch gemeinsam als Familie Zeit verbringen. „Das Ensemble ist eine schöne Gemeinschaft“, schwärmt Yvonne. „Es ist lustig, gesellig…. und dann die schönen Kleider“. Und Klaus kann hier von der Arbeit gut abschalten. Nur ihre jüngere Schwester (15) hat vorgezogen, daheim zu bleiben und die sturmfreie Bude zu genießen, meint Marie mit einem Augenzwinkern. Klaus ist operativer Leiter bei Kühne & Nagel, seine Frau arbeitet in einem Schmuckgeschäft. Und Marie (16) besucht die Ursulinenrealschule. Sie bringt Schultheatererfahrung mit. Die Mitschülerinnen finden es cool, dass sie nach dem Festspiel wieder auf der Bühne im Schlosshof steht. Alle drei sind in ihren schmucken Kostümen Mitglieder der Tischgesellschaft, Vater und Tochter als Statisten, Mutter Yvonne hat sogar einen Satz beizutragen, erzählt sie lachend. „Die Spannung steigt“. -mon-
Info
Karten für die insgesamt zehn Vorstellungen des „Bayerischen Jedermann“ zwischen 14. und 29. Juli gibt es im Vorverkauf beim Leserservice des Straubinger Tagblatts (Telefon 09421/940-6700), Ludwigsplatz 32, und online unter www.agnes-bernauer-festspiele.de/ok-ticket-shop.
Die Aufführungen beginnen um 21 Uhr. Das Stück wird ohne Pause gespielt. Aufgrund der aktuellen Baustelle vor dem Herzogschloss befindet sich die Abendkasse am Eingang zum Rittersaal. Der Zugang zum Zuschauerbereich ist nur über die Uferpromenade möglich. Ab 19 Uhr ist Einlass mit gültiger Eintrittskarte.
Das Publikum erwartet im Zuschauerbereich an der Reitertreppe bis zum Vorstellungsbeginn Unterhaltung mit den FlipFlops, Getränkeausschank und Imbiss.