Applaus bekommen sie keinen, obwohl sie Gewand tragen, aber auch kein Schimpfen, dass das Bier warm wäre. Das und alles andere zur Verköstigung der Festspielgäste hat es im Griff: das Catering- und Souvenir-Team des Agnes-Bernauer-Festspielvereins. Die rund 30-köpfige Gruppe trifft vor jeder Aufführung sogar eine Stunde eher als die Schauspieler ein, damit rechtzeitig zum Einlass alle Tische aufgestellt, die Verkaufsbuden bestückt sind und die „goldenen Äpfel“ auf richtige Grilltemperatur gebracht werden können.
„Der Herzogintrunk geht super!“, betont man, so heißt der „Lilly“ in Bernauerkreisen. Und, wenn wundert es, die Agnes-Bernauer-Torte aus dem Hause Krönner wird auch gern genommen. Herzhaftes, wie Schlossherrnsemmeln, und Raffiniertes, wie „goldene Äpfel“, weil Kartoffeln darf man nicht sagen, die gab es im Mittelalter noch nicht.
Das Team setzt sich aus ehemaligen Mitspielern zusammen, die dabei sein wollen, aber aus zeitlichen oder gesundheitlichen Gründen Proben- und Aufführungstermine sich nicht mehr zumuten wollen. Außerdem sind Eltern oder Partner von Mitspielern dabei. Das Festspiel verbindet, nicht nur beim Blick auf Wetter-Apps, sondern auch bei der gegenseitigen Unterstützung. Und ehemalige Hofdamen und Henkersknechte mit jahrzehntelanger Erfahrung können auch freundlich und schnell die Gäste der Bernauerin bedienen.
20 Minuten lang voller Stress ohne Hektik
Margot ist die Chefin, will aber nicht so genannt werden, „aber einer muss halt anschaffen“, wird lachend von den anderen erklärt. Die Handgriffe sitzen, beim Semmel- und Wurstaufschneiden, dem Anrichten der Backwaren oder dem Anheizen des Grills. Wie auf der Bühne wissen die, die neben der Tribüne arbeiten, wer wann wo seinen Einsatz hat. Der Höhepunkt hinter der Bühne ist nicht die Hinrichtung der Agnes, sondern das Herrichten auf den großen Ansturm in der Pause.
20 Minuten dauert dieses Ansturm-Ereignis, in dem man für über 1000 Gäste Getränke und Essen bereithält. Natürlich kaufen nicht alle etwas, aber doch viele, und alle wollen gleich etwas. Da zeigt sich die große Stärke, der Zusammenhalt, und dass jeder weiß, was sein Job ist.
Sie waren eine Stunde eher da als die Festspiel-Mitglieder, die auf der Bühne stehen, und sind rund eine Stunde vor Ende des Stücks mit ihrer Arbeit fertig. Mit zu den Helfern zählt nicht nur das große Gastroteam, auch der Souvenirstand muss besetzt werden, und einsam halten die Wachen bei den gesperrten Straßen stundenlang die Stellung und müssen teils genervten Autofahrern erklären, warum da jetzt gesperrt ist. In der Pause helfen etliche Schauspieler mit, beim Softgetränkeverkauf von der Bühne aus oder beim lautstarken Anpreisen von Liebesgetränken oder Henkerstrunk, beides Schnäpse, oder beim Verkauf der Programmhefte.
Nach der Pause kommt man erst einmal zur Ruhe, spült die Gläser, wischt die Theke sauber, und die Edel- und Volksmänner, die auf ihren Bühnenauftritt warten, helfen dazu, die Stehtische wieder aufzuräumen. Alles routiniert organisiert und vor allem leise abgewickelt, damit das Schauspiel nicht gestört wird. Und zwischendurch hat man auch mal Zeit, vom Rand einen Blick auf das Geschehen zu werfen oder sich flüsternd zu unterhalten. Solidarisch hat jeder der freiwilligen Helfer auch einmal „frei“, um sich die Agnes-Bernauer-Festspiele ganz anzuschauen.