Die Geschichte

Im Frühjahr 1428 gehörte eine „Bernauerin“ zum Hofgesinde Albrechts III., des einzigen Sohns und Thronfolgers von Herzog Ernst I. von Bayern-München. Nach Auskunft der Chronisten war diese Agnes Bernauer die Tochter eines Baders aus Augsburg.

Einige Jahre später spielte diese Frau aus niederem Stand bereits als Gefährtin Albrechts eine Rolle am Münchner Hof. Es kam offensichtlich zu einer zwar theologisch gültigen, doch unstandesgemäßen Ehe. Kinder aus einer solchen Verbindung blieb die Erbfolge versagt.

Da Albrecht sich von der Bernauerin nicht trennen konnte und wollte, ließ Herzog Ernst diese aus Sorge um das Land, den Bestand und die Ehre seiner hochadeligen Familie am 12. Oktober 1435 in der Donau bei Straubing ertränken. Dem Kaiser gegenüber wurde die Bluttat mit dem Vorwurf des Majestätsverbrechens, der Zauberei und der Landschädlichkeit gerechtfertigt.

Der schwere Konflikt zwischen Vater und Sohn wurde erst im Laufe des Jahres 1436 beigelegt, nicht zuletzt durch die Stiftung einer Gedenkkapelle auf dem Friedhof St. Peter zu Straubing.

Grabstein Bernauer St. Peter

Epitaph der Agnes Bernauer in der Agnes-Bernauer-Kapelle bei St. Peter in Straubing

© Bildquelle Manfred Bernhard

Die Familie

Agnes Bernauer (+ 12.10.1435)

Über das Geburtsjahr, die Herkunft und Jugend Agnes Bernauers gibt es keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. Die Anfänge der Liebesbeziehung mit Herzog Albrecht liegen im Dunkeln der Geschichte. Gemäß den spärlichen doch aussagekräftigen Quellentexten erscheint die Bernauerin als eine selbstbewusste und tatkräftige Persönlichkeit. Kinder aus der Ehe mit Albrecht sind nicht nachweisbar. Das Grabdenkmal für die Herzogsfrau in der Gedenkkapelle zeigt sie nicht als Fürstin, aber doch als Frau von hohem bürgerlichen Stand, ausgestattet mit zwei Ringen, einem großen Kopfschleier und einer langen Gebetszählschnur: Attribute für eine würdevolle und ehrbare verheiratete Dame.

Herzog Abrecht III. (1401-1460)

Albrecht III. galt lange als einziger Thronfolger im Herzogtum Bayern-München. Im Jahr 1428 scheiterte ein Heiratsvorhaben mit der Grafentochter Elisabeth von Württemberg, ebenso ein Heiratsplan mit Jacobäa von Bayern, der letzten holländischen Nachfahrin des Herzogtums Bayern-Straubing-Holland. Sein Onkel Herzog Wilhelm III. (1375 – 1435) vermählte sich im Mai 1433 mit der jungen Margarete von Kleve, die ein Jahr später einen Sohn Adolf gebar, einen von Geburt an schwächlichen, doch möglichen weiteren Thronfolger im Fürstentum Bayern-München. Mit Agnes Bernauer lebte Albrecht in München, im herzoglichen Jagdschloss Blutenburg und wohl ab Januar 1433 als Statthalter seines Vaters im Herzogschloss Straubing. Nach einer schweren Auseinandersetzung im Frühjahr 1435 mit Vater Ernst verließ Albrecht die Donauresidenz und zog sich nach Vohburg zurück. Diese Grafschaft hatte er von seiner Mutter Elisabeth Visconti geerbt. Nach Beendigung der Bernauer-Krise heiratete er im November 1436 die hochadelige Herzogstochter Anna von Braunschweig-Grubenhagen-Einbeck. Diese schenkte ihm zehn Kinder. Die bereits im Dezember 1435 eingerichtete große Messstiftung für Agnes Bernauer bei den Karmeliten zu Straubing wurde von Albrecht im Jahr 1447 erneuert und erweitert.

Herzog Ernst I. (1373 -1438)

Der Vater Herzog Albrechts III. regierte gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm III das Herzogtum Bayern-München. Seine Ehefrau Elisabeth Visconti gebar neben dem Thronfolger Albrecht (1401 – 1460) die Töchter Beatrix (1403 – 1447), Elisabeth (1406 – 1468) und Amalie (1408 – 1432). Die frühen Regierungsjahre waren überschattet von Konflikten innerhalb und mit der Bürgerschaft Münchens. Im Bayerischen Krieg gegen Ludwig von Ingolstadt errangen Ernst und Wilhelm im Jahr 1420 den Sieg. Auch in die Hussitenkriege waren die Münchner Fürsten verwickelt. Die Affäre Bernauer entwickelte sich von einer Familien- zu einer Staatsangelegenheit. Herzog Ernst betonte Kaiser Sigismund gegenüber mit Überzeugung die Notwendigkeit seines Handelns. Die Errichtung der Gedenkkapelle für die Bernauerin und die Stiftung von Altar und Messe waren diplomatische Akte zur Beilegung des Konflikts mit dem Sohn. Herzog Ernst wurde nach seinem Tode 1438 in der Münchner Frauenkirche neben seiner Frau Elisabeth begraben.

Pfalzgräfin Beatrix von Amberg-Neumarkt (1403-1447)

Die älteste Tochter Herzog Ernsts I. war ab 1427 mit Pfalzgraf Johann von Pfalz-Neumarkt verheiratet. Beatrix war die schärfste Gegnerin Agnes Bernauers und geriet mehrmals wegen der Verbindung ihres Bruders in Zorn, beispielsweise 1432, als sie mit ihrem Ehemann einer Einladung des Münchner Rates gefolgt war. Ein Eintrag in der Münchner Stadtkammerrechnung berichtet, dass sie „mit herzog Albrecht gnug zornig was von herzog fraw nessen der hoch und grosfaisten Bernawerin wegen.“ Im Jahr 1434 beklagte sie bei einem ähnlichen Empfang, dass Albrecht wegen Agnes Bernauer keine legitime Ehefrau besaß. Pfalzgräfin Beatrix fand ihre letzte Ruhestätte 1447 im Birgittinnenkloster Gnadenberg.

 

(von Werner Schäfer)

Albrecht III., Detail vom Grabmal für Kaiser Ludwig den Baiern in der Frauenkirche in München, Marmorrelief, um 1470

© Bildquelle Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege München, Karl Gröber