Das Führungsduo des Agnes-Bernauer-Festspielvereins ist wieder komplett: Vorsitzender Karl Weber (links) und sein Stellvertreter Alfred Jurgasch.
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit nur einem Punkt auf der Tagesordnung hatte der Agnes-Bernauer-Festspielverein am Donnerstagabend angesetzt. Es ging einzig und allein darum, den seit November nach dem angekündigten Rückzug von Dr. Hubert Fischer vakanten Vorsitzendenposten zu besetzen. Karl Weber, ehemaliger Stadtbrandrat, seit 49 Jahren Mitglied im Festspielverein und aktiver Spieler, stand als einziger Kandidat zur Wahl und wurde von den 63 anwesenden Vereinsmitgliedern einstimmig gewählt, mit tosendem Applaus und herzlichen Glückwünschen bedacht.
Der Wappensaal des Herzogschlosses war gut gefüllt. Trotz Urlaubszeit. Das bewertete Alfred Jurgasch, der 2. Vorsitzende, als gutes Omen. Er berief kurzerhand Richard Hobmeier zum Wahlleiter, der die schriftliche Wahl durchführte. Einziger Kandidat: Karl Weber. Bei der Mitgliederversammlung im November war ganz regulär ein neuer Vorstand gewählt worden, nur der Posten des Vorsitzenden war unbesetzt geblieben. Dr. Hubert Fischer, 20 Jahre lang an der Spitze des Vereins, hatte aus gesundheitlichen Gründen lange angekündigt, nicht mehr zu kandidieren, sich aber bemüht, geeignete Kandidaten anzusprechen.
Namen wurden im November nicht genannt, aber offenbar scheuten die für geeignet Gehaltenen dann im letzten Moment doch die Verantwortung. Und die ist beträchtlich: Immerhin für ein mehrere hunderttausend Euro umschlagendes Festspiel mit 20 000 Zuschauern und alles, was damit organisatorisch zusammenhängt. Und es gilt, einen Verein mit über 400 Mitgliedern zusammenzuhalten, auch und gerade in festspielfreien Zeiten.
2019: Komplett neues Stück
2019 ist wieder Festspieljahr. Der Verein will dabei mit einem komplett neuen Stück antreten, bestätigte Alfred Jurgasch bereits laufende Bestrebungen in dieser Richtung. Ansonsten hält sich der Verein dazu bewusst noch bedeckt. Und früher oder später steht auch ein Umzug des Fundus aus den Räumen an der Fürstenstraße an, sobald das Karmelitenkloster in eine Hochschuleinrichtung umgewidmet und dort entsprechend gebaut wird.
Karl Weber kennt den Festspielverein seit 49 Jahren. So lange ist er Mitglied. „Und er stellt sich zur Wahl, obwohl er weiß, was auf ihn zukommt“, raunte ein ebenfalls langjähriges Mitglied am Donnerstag anerkennend.
49 Jahre Vereinsmitglied
Vorzustellen brauchte er sich eigentlich nicht, auf Hobmeiers mehr rhetorischen Wink tat er es aber in aller Kürze. Der 61-jährige stand bei zehn Festspielen auf der Bühne, in der Regel in Rollen aus dem Volk, zwei mal als Heinrich Bader und zuletzt als Mundschenk. Sein Debüt hatte er als Zwölfjähriger. Zweimal spielte er in der Orffschen „Bernauerin“ mit und ist auch im Ensemble der aktuellen Produktion „Jedermann“, die am 14. Juli Premiere hat.
Dann wurde gewählt, schriftlich, wie es die Statuten vorsehen. Alle 63 anwesenden Mitglieder gaben Weber ihre Stimme. Das Ergebnis quittierte die Versammlung mit tosendem Applaus. Und Richard Hobmeier wünschte Weber „eine glückliche Hand und Gottes Segen für sein anspruchsvolles Amt“. Karl Weber bedankte sich für das „überwältigende Vertrauen“. Dass er geübt ist, Verantwortung zu tragen, zeigte er mit einem Blick auf seinen Lebens- und Berufsweg. Er war lange bei der DAK in leitender Position tätig, befindet sich jetzt in der Freistellungsphase der Altersteilzeit – bringt also die nötige Zeit für dieses Ehrenamt mit. Von 1999 bis 2007 war er Stadtbrandrat, bis er das mit einer überregionalen Tätigkeit in der DAK nicht mehr in Einklang bringen konnte. Seit 2000 ist er ehrenamtlicher Versichertenberater bei der Deutschen Rentenversicherung Bund (früher „Versichertenältester“). Er bringt Erfahrung als Vorstandsmitglied des Feuerwehrvereins und von Weißblau Straubing mit und war in den neunziger Jahren drei Jahre Spielervertreter des Festspielvereins.
Kein leichtes Erbe
Er ist sich bewusst, das bekannte er ganz offen, dass er nach Dr. Hubert Fischer in große Fußstapfen tritt und kein leichtes Erbe antritt. Er habe lange überlegt, seine Frau habe ihn bestärkt und er traue es sich zu. Erfolg sei nie nur einer einzelnen Person zuzuschreiben, sondern immer dem Zusammenspiel mehrerer, die gemeinsam einen Weg gingen, appellierte Weber an den Gemeinschaftsgeist. Er dankte allen, die sich bisher und künftig engagierten und kündigte an, seinen eigenen Weg gehen zu wollen, offen für Neues und aktiv zuhörend. Und dass er neue Impulse setzen wolle, aber nicht alles umkrempeln wolle. „Gebt mir Zeit.“ Dann zitierte er aus einem Brief von Dr. Hubert Fischer, der aufgrund einer Reise nicht an der Versammlung teilnehmen konnte. Fischer, der nach eigenen Worten sehr unglücklich war, den Verein ohne Vorsitzenden zu hinterlassen, hält Weber für einen „würdigen, zuverlässigen Nachfolger“, wünschte ihm viel Zustimmung und sagte zu, seine künftige Arbeit zu unterstützen, wann immer gewünscht.
Weber ist schon dabei, sich eine detaillierte To-Do-Liste zu erarbeiten mit Blick auf das Festspiel 2019. Und über eines ist er sich schon jetzt ganz sicher: Den Herzog Ernst wird er nicht spielen. „Ich bleibe lieber einer aus dem Volk.“ -mon-