„Im Himmel des Festspielsommers“

Montag, 24. Juni 2019

„Im Himmel des Festspielsommers“

20. Agnes-Bernauer-Festspiele legen Bilderbuchstart hin – Staatsempfang im Rittersaal

Festspiel-Premierentage. Sie sind immer gleich. Es knistert vor Lampenfieber bei den 180 Akteuren auf und hinter der Bühne. Und das Publikum beherrschen zwei Fragen: Die Agnes muss dran glauben, aber wie wird es diesmal in Szene gesetzt? Und hält das Wetter? Das Wetter hat Freitagabend gehalten, geradezu bilderbuchmäßig. Die Neu-Inszenierung von Andreas Wiedermann ist den hohen Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht geworden. Sie bietet, was bestenfalls passiert: Sie birgt Gesprächsstoff. Es gibt in den nächsten vier Wochen 48 000 Straubinger Festspiel-Intendanten, die es genauso, ein bisschen oder ganz anders gemacht hätten. Und das ist Klasse! Das ist die beste Medizin gegen die Volkskrankheit „Agnes-Bernauer-Festspiel? Kenn ich. Da war ich vor 20 Jahren.“

Die Inszenierung hat auf Basis des „Volksstücks in 30 Szenen“ von Teja Fiedler neue Facetten aufgespürt und das Publikum in Bann gezogen. Straubing ist wieder im Festspielmodus: Volk und Adel in Gewandung am Schlossplatz, Fanfarenklänge. Und Zuschauer, freilichttypisch ausgerüstet mit Sitzkissen und Decken pilgern zum Herzogschloss. Wenn das nicht schön ist?

Traditionell drei Premieren-Ansprachen sind am Freitagabend dem Spektakel vorangegangen. Vor ausverkauftem Haus samt 400 von der Stadt geladenen Ehrengästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, einschließlich der beiden Ehrenbürger Dr. Hermann Balle und Prof. Dr. Wolfgang Herrmann. Mit eindrucksvoller Ministerdichte – und das obwohl keine Wahl bevorsteht –, angefangen vom Schirmherrn Ministerpräsident Markus Söder, Staatskanzlei-Chef Dr. Florian Herrmann, stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger und Wissenschaftsminister Bernd Sibler.

Die erste Premiere als Vereinsvorsitzender

Als Erster tritt Vereinsvorsitzender Karl Weber – im Anzug – vors Publikum. Es ist seine erste Premiere in dieser Funktion. „Alles neu“, verspricht er für die 20. Festspiele: Text, Bühne, Regie und „Stadtgeschichte lebendig“. Dann verschwindet er flugs hinter den Kulissen, denn im zweiten Bild ist er schon in der Augsburger Badstube gefragt – in seiner Rolle als Vater der Agnes.

Oberbürgermeister Markus Pannermayr verliest in Dieter-Thomas-Heck-Geschwindigkeit eine Riesenliste an Direktoren, Präsidenten, Professoren und anderen Ehrengästen und macht dem Publikum deutlich, dass der Festspielverein, der dieses Mammutereignis stemmt, etwas ganz Besonderes und vor allem ehrenamtlich ist.

Er ermuntert das Publikum, sich einzulassen auf eine Zeitreise ins Mittelalter, „als es noch lange hin war bis zur Maut“, erst mal zur erfolgreichen Donaumaut. Immerhin könne Hubert Aiwanger sich entspannt zurücklehnen, denn das Reizwort „Flutpolder“ werde heute Abend nicht vorkommen. Damit hat er die Lacher auf seiner Seite. Nicht minder für seinen Hinweis, „wann immer es heute Abend tragisch wird, sind die Münchner die Verursacher“. Und Richtung Regierungsvertreter schickt er hinterher: „Ihr seid in der Phase der Wiedergutmachung, schließlich seid ihr die Nachfolger der damaligen Staatsmacht.“ Nur leider habe der Ministerpräsident immer das Wort nach ihm, bedauert der OB, „und damit das letzte Wort“.

Söder: Gut, dass nicht die Franken schuld sind

Das lässt sich Söder nicht zweimal sagen und versichert, er sei gern nach Straubing („Eine meiner Lieblingsstädte in Bayern“) zur Festspiel-Premiere gekommen, allemal weil ihn das günstiger komme als eine Volksfesteröffnung. Nächstes Mal solle Hubert Aiwanger ein Geschenk mitbringen, spielt er auf das Thema Flutpolder an, „er hat schwere Schuld abzubüßen“. Froh sei er auch, dass die Münchner in Sachen Agnes schuld seien und nicht die Franken. Und nach wie vor ist Söder – breit grinsend – überzeugt von der Idee, die er als „junger ambitionierter Heimatminister“ hatte, nämlich den Festspielverein 2017 mit dem Bayerischen Heimatpreis zu bedenken. Inzwischen ist das Festspiel auch immaterielles Kulturerbe. Heutzutage, gibt Söder zu bedenken, wäre die Agnes ein „Supergirl“ und spielt an auf die publicityträchtige Einheirat Bürgerlicher in europäische Königshäuser. Das Festspiel nennt er ein „großartiges Gemeinschaftswerk der Straubinger“ rund um Leben, Liebe und Sterben der Bernauerin.

Dann stürmen auf der Bühne die Ingolstädter und die Münchner lautstark und bis auf die Zähne bewaffnet in die Schlacht zu Alling. Das imposante Eingangsbild. Dreieinhalb Stunden später (einschließlich Pause) formiert sich das Ensemble grenzenlos erleichtert zum langen Schlussapplaus – mit ministeriellen Blumensträußen bedacht.

Staatskanzlei-Chef: „Bravo, Bravo, Bravo“

Kunstminister Bernd Sibler sieht sich – noch auf der Bühne – im „Himmel des bayerischen Festspielsommers“, schwärmt von einem grandiosen Auftakt der Saison und „von ganz viel Psychologie menschlicher Höhen und Tiefen“. Der Ministerpräsident hatte sich in der Pause unauffällig verabschiedet – wegen früher Termine am Samstag. An seiner Stelle erklärt Staatskanzleichef Dr. Florian Herrmann im Rittersaal, in den Ensemble wie Teile des Publikums geströmt waren, dass die Staatsregierung den dortigen Empfang finanziere. „Bravo, bravo, bravo“ gibt Herrmann dem Ensemble auf und hinter der Bühne für seine Teamleistung mit. Agnes (Kristina Kohlhäufl) und Albrechts (Dr. Ben Gröschl) schauspielerische Leistung sei großartig, ebenso Herzog Ernsts (Franz Aichinger). Und in Richtung Beatrix (Ramona Treintl) sagt Herrmann schmunzelnd, er habe vier jüngere Schwestern, Gott sei Dank sei keine so böse wie sie. Der Stoff, den alle kennen, sei modern interpretiert, der Konflikt sei „fast gegenwärtig zu spüren“. Und Herrmann findet es obendrein so kurzweilig, dass er „noch zwei Stunden hätte zuschauen können“. Dem Festspielverein wünscht er für alle Aufführungen „ausverkauftes Haus“.

Da bleibt OB Markus Pannermayr nur noch, die „genialen und wunderbar inszenierten Ideen“ zu würdigen, die tief in die Charaktere eintauchen und die Menschen hinter den Adelsfassaden Kontur gewinnen ließen. „Eine fantastische Leistung.“ Er sei heute Abend besonders stolz, ein Straubinger zu sein. Dem Ensemble gibt er mit, „esst und trinkt die ganze Nacht, heut zahlt der Freistaat“. Und dann wird gefeiert. Der Morgen war ohnehin nicht mehr weit. -mon-

 

Quelle: Straubinger Tagblatt, Monika Schneider-Stranninger

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