Straubinger Tabglatt, 13.07.2011, von Monika Schneider-Stranninger
Freies Fanfarenkorps bläst den Festspielakteuren nicht den Marsch
Der festliche Klang von Fanfaren ist Synonym für Agnes-Bernauer-Festspielzeit in Straubing. Das Freie Fanfarenkorps Straubing sorgt an jedem Aufführungsabend für ein sinnlich erfahrbares Stück Mittelalter. Dabei sind die Fanfaren eigentlich Naturtrompeten, erklärt Eveline Moser. Mit Mann und drei Kindern sowie Vater Siegfried Batke senior, der seit den fünfziger Jahren Festspielerfahrung hat, stellt sie das Gros des jeweils wechselnden siebenköpfigen Ensembles. Die Naturtrompeten ergänzen Kesselpauke sowie Landsknechttrommeln.
„Maestoso“ empfängt das Fanfarenkorps das Publikum sowie adlige Akteure im Schlosshof. Das Ensemble besteht jeweils aus vier Fanfarenbläsern, zwei Trommlern und einem Kesselpauker. Das historische Musikstück zur Begrüßung sei auf die heutige Zeit und Besetzung umgeschrieben, sagt Eveline Moser. Während des Festspiels erklingen dann nur „Rufe“, vor allem „Aufzüge aus Schnaitsee“. Der für den Laien seltsame Name rührt von einem gleichnamigen Kloster her, wo die alten Notenblätter gefunden wurden.
Mittelalterliche Musik hat sich zu einer Domäne des Freien Fanfarenkorps entwickelt. „Die Nachfrage danach ist am größten“, sagt Eveline Moser. Geradezu einen Boom erlebten Burgfeste. Rund 60 Auftritte pro Jahr absolviert das Freie Fanfarenkorps, die meisten davon gehen in diese Richtung. Das Ensemble hat viele Jahre Erfahrung und verfügt mittlerweile über ein mehr als ansehnliches Repertoire.
25 Aktive zählt der Verein, 13 wechseln sich bei den Agnes-Bernauer-Festspielen ab. Nur Siegfried Batke senior, 70 Jahre alt, ist bei allen 19 Aufführungen präsent. Johannes Reitmeier habe eine klare Ansage gemacht, was er sich vorstellt und den feierlichen Charakter der Musik betont. Man ist eingespielt. Nur bei zehn Proben habe das Ensemble präsent sein müssen.
Aufwärmen steht allerdings vor jeder Vorstellung auf dem Programm. In der Schlosskapelle erklingen deshalb vorab munter die Fanfaren. Instrumente und gleichermaßen Kiefermuskulatur brauchten das Aufwärmtraining, erklärt Eveline Moser. Eingekleidet – in blauen Samt – wurde das Ensemble vom Festspielverein. Die Kleider entsprächen der damaligen Tradition.
Die bisherigen Wetterkapriolen nahm das Fanfarenkorps gelassen wie alle Akteure, aber ein bisschen ging es schon an die Nerven. „Denn wenn Fanfaren kalt werden, verstimmen sie.“ Am meisten unter dem Wetter leide die Kesselpauke. Sie sei aus Kupfer, nur mit einer sehr dünnen Fellschicht bespannt, die mit Kunststoff stabilisiert sei. Nässe ist da Gift. „Wenn es ganz dick kommt, müssten wir die Kesselpauke mit einem Schirm schützen“, sagt Eveline Moser. „Aber so weit ist es bisher dann doch noch nicht gekommen.“
Die Landsknechttrommeln gehörten dem Festspielverein, sie seien aber ganzjährig Dauerleihgabe an den Verein, sagt sie. Bei Auftritten auf Burgfesten machten die Trommeln natürlich etwas her, freut sie sich. Und beim Festspiel sowieso.