
Autor Teja Fiedler mit seinem Herzog Ernst (Franz Aichinger), dem er unbedingt mehr Tiefgang geben wollte.
Teja Fiedler, Germanist und Historiker, von 1987 bis 1994 als Korrespondent für den Stern im Ausland, unter anderem in Rom und New York tätig, hat sich heute auf historische und zeitgeschichtliche Serien spezialisiert. Der Plattlinger, der seit Jahren in Hamburg lebt, und viel Geschichte über Bayern geschrieben hat, verfasste mit Regisseur Andreas Wiedermann das neue Stück „Agnes Bernauer“, sein erstes Theaterstück. Fünf Minuten nach der Premiere befragten wir ihn zu seinen Eindrücken seiner Agnes.
Der erste Eindruck?
Da ich ja direkt daran beteiligt bin, muss es mir ja gefallen (lacht). Ich habe es schon geahnt, dass der Andreas Wiedermann, den ich ja schon lange kenne, das gut macht! Nicht so middle of the road, also Durchschnitt. Sondern gut! Ich hab nur manche Szene als zu laut empfunden, zum Beispiel bei der Gerichtsszene, das war aber, glaub ich, eine Sache der Mikrofone, das kann man sicher abstellen.
Wenn man schreibt oder liest, hat man ja Bilder im Kopf. Sind die Bilder auf der Bühne die Bilder, die sie im Kopf hatten?
Nicht alles! Manchmal war ich überrascht – positiv. Es wurde im Großen und Ganzen so, wie ich mir das vorgestellt habe. Zum Beispiel, dass der alte Herzog Ernst sich am Schluss noch über die Agnes beugt, weil er ihr auch verfallen ist. Das hat mich ein bisschen überrascht, aber das ist dadurch so richtig plastisch geworden. Ich finds gut!
Wie geht man an einen historischen Stoff ran, vor allem, wenn das Ende der Geschichte schon feststeht?
Das Ende ist unabdingbar, ohne dieses Ende könnte man Agnes Bernauer nicht machen. Der Straubinger Historiker Werner Schäfer hat ein wirklich tolles Buch geschrieben – „Agnes Bernauer und ihre Zeit“. Das hat mir unglaublich viel geholfen, für das Gerüst und die Details. Sonst hab ich als Magazinschreiber Geschichten aufgebaut und gelernt, wie man das ausstattet, und ich wollte, ohne einem Vorgänger zu nahe zu treten, die Geschichte wegbringen von der reinen Liebesgeschichte. Da trifft der tolle Herzog das wunderschöne Mädchen und der Vater sagt, so geht es nicht! Das ist ja weiterhin der Kern und das Stück endet so, wie es enden muss. Aber die Figuren sollten ein bisschen gebrochener sein. Das war mein Wunsch und meine Absicht. Ich habe Geschichte studiert, daher geh ich da einfach ran. Ich weiß, was im Mittelalter los war, und da war wegen der Staatsräson so eine Verbindung einfach undenkbar. Ich hatte vorher aber keinen festen Plan, ich bin von Szene zu Szene weitergegangen – das hat mir viel Spaß gemacht. Es war das erste Theaterstück in meinem Leben, nachdem ich ein paar Artikel im Stern und Spiegel geschrieben habe (lacht).
Würden Sie jetzt etwas anders schreiben?
Ja (überlegt) – ich würde manche Szenen kürzer schreiben. Das ist aber auch schwierig, weil es weitgehend vorgeschrieben ist. Weil es nicht so viel greifbares historisches Material gibt. Zum Beispiel der Raubritter, der von ihr verurteilt wird, oder das Turnier in Regensburg, davon kommt man nicht weg. Ich wollte aber unbedingt den Herzog Ernst besser darstellen, als wie er bisher gezeigt wurde. Weil er ja ein guter Herrscher war und er seinen Sohn mochte. Die haben sich ja später nach der Bernauerin wieder versöhnt. Dieser Zwiespalt zwischen Vater und Sohn war wichtig und dann dachten wir, wir bringen das noch rein, dass der Ernst auch in die Agnes verliebt ist. Dann geht es über die Staatsräson hinaus. Ich handle nicht nur mit meinem Verstand, sondern auch gegen mein Herz.
