Aktuelle Inszenierung der Bernauerin: Alles ganz anders, aber trauriges Ende bleibt
Von Ulli Scharrer · Straubinger Tagblatt, 28. März 2010
Selbst ein Kaiser braucht manchmal neue Kleider. Die Kostüme des Agnes-Bernauer-Festspielvereins sind aber weitaus prachtvoller. Am Samstag war erste Anprobe für einen Teil der Hauptdarsteller, die alle schon im Festspielfieber sind. Alte Kostüme werden neu aufgearbeitet und Agnes und Albrecht bekommen je ein neues, maßgeschneidertes Bühnenoutfit. Über eine königliche Garderobe für ein farbenfrohes Festspiel, das heuer umgeschrieben wurde, können sich auch die neuen Rollen freuen, die diesmal dabei sind. Eines bleibt aber gleich: Agnes wird in der Donau ertränkt.
Ein Historiendrama in zwölf Bildern hat Regisseur Johannes Reitmeier geschrieben. Die Geschichte ist dieselbe, erzählt wird sie aber ganz neu. Die Szenen wechseln nicht mehr zwischen Volk und Adel, es gibt keinen Sprecher mehr und es wird mit der Hinrichtung begonnen. Mit einem Intermezzo werde jede Szene anfangen, erklärt Spielersprecherin Claudia Griessl, die zum dritten Mal die Beatrix spielt. Agnes und ihre Richter blicken zurück, „wie es war“.
Danach wechseln sich einfaches Volk und Blaublüter in fast jeder Szene auf der Bühne ab. Man darf bei 80 Sprechrollen plus 50 Statisten und weiteren 30 Vereinsmitgliedern hinter der Bühne gespannt sein. Ein neues Kleid, „ein hellgrünes“, einen neuen Mantel und ein Badkostüm für eine neue Szene, bekommt Freya Hupf. Die neue Agnes lernt schon fleißig ihren Text, „jeden Tag eine Stunde habe ich mir vorgenommen“. Die Hälfte der Szenen kann sie schon auswendig. Nur ihre Schüler in München können „das mit der Agnes“ noch nicht ganz einschätzen. Sicherheitshalber nennen sie ihre Lehrerin lieber einmal Prinzessin.
„Findet ihr?“ das ist der erste Satz von Herzog Albrecht, und nicht nur den kann Franz Aichinger schon auswendig. Am Freitag kam er erst aus dem Krankenhaus – die erste Kostümanprobe wollte er aber auf keinen Fall verpassen. Sein Trick für lange Textpassagen: „Ich habe mir eine CD besprochen. Jetzt höre ich meinen Text bei jeder Autofahrt.“
Ein „kurzes Röckchen“ bekommt er als Herzog Albrecht, der Trend bei jungen tapferen Recken der Zeit. Bei seinem neuen herzoglichen Gewand ist ihm vor allem eines wichtig: „Schnell rein und raus muss ich kommen. Damit es beim Kostümwechsel flotter geht.“
Willy Lüdeking, stellvertretender Vorsitzender des Festspielvereins, hat gewohnt lässig, aber mit einem Blick auf alle Details, den Überblick. Nur eines macht ihm Sorgen. „Wie wird mein Hut ausschauen?“ Mit den Kleidern des Mittelalters kann er sich anfreunden, nicht aber mit den Kopfbedeckungen von damals. Er spielt dieses Mal eine der neuen Rollen, Herzog Wilhelm, den Bruder von Herzog Ernst. Angenehmer Nebeneffekt der neuen Rolle: Er ist mit einer 17-jährigen Herzogin verheiratet. Diese, Margarete von Cleve, spielt Anna Lummer. Sie ist „schon über 17“ und ihre Verehrer sind dann doch meist jünger als Lüdeking. Sie können beide darüber scherzen: „Den hab ich mir bei der Ü-30-Party im Stars aufgerissen.“ Anna Lummer hat damit quasi eine Blitzkarriere hingelegt – von der Bade- und Küchenmagd vor vier Jahren zur Herzogsgattin. Auch neu dabei: die Schwester der Agnes, Gräfin Turn und eine Marktfrau, die Eicherin, ein großes Ratschkathl.
Nina Schmickler-Reibold, die Schneiderin, hat sich wie in der vergangenen Festspielsaison wieder möglichst genau an historische Vorbilder gehalten. Vor allem nach Altarbildern oder Kirchenfenstern fertigt sie ausgewählte Gewänder von Herzögen und edlen Kammerzofen. Den bereits bestehenden großen Fundus an der Fürstenstraße 11 haben Denise Winklmaier und ihre Schneiderin Monika Laytmann entstaubt und bringen ihn zusammen mit Vereinsmitgliedern in monatlichen Nähabenden mit vielen Ideen und noch mehr Perlen zum Strahlen.
Die Neuinszenierung der Agnes-Bernauer-Festspiele 2011 von Regisseur Johannes Reitmeier findet vom Freitag, 24. Juni (Premierenvorstellung), bis Sonntag, 24. Juli, statt. Aufführungstage sind Freitag, Samstag, Sonntag und Mittwoch, Beginn 20.30 Uhr. Karten gibt es ab dem 1. April im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Telefon 9406700.