Agnes-Bernauer-Festspielverein stellt Stück vor – Agnes hat jetzt eine Schwester
„Ab heute lassen wir unsere Haare wieder wachsen.“ – Mit dieser Anweisung läutete Dr. Hubert Fischer, Vorsitzender des Agnes-Bernauer-Festspielvereins, gestern im Wappensaal des Herzogschlosses für seine Mitglieder die neue Festspielsaison ein. Vorab stellte Regisseur Johannes Reitmeier die Neuinszenierung des Stücks vor, die am 24. Juni 2011 uraufgeführt wird.
Spannung herrschte unter den Mitgliedern des Festspielvereins am Sonntagmittag. Und auch Schirmherr Oberbürgermeister Markus Pannermayr bestätigte: „Ich bin schon ganz neugierig auf die neue Fassung.“ Aber warum wurde überhaupt ein neues Stück notwendig? „Vor allem die letzten beiden Aufführungen 2003 und 2007 waren ein riesiger Erfolg“, bestätigte Dr. Hubert Fischer. Durch die Neuinszenierung wolle man nun die Geschichte der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer (gespielt von Freya Hupf), die den Herzogsohn Albrecht (gespielt von Franz Aichinger) gegen alle Standesschranken heiratet, „für altes und neues Klientel“ wieder interessant machen. Auch die Bühne wird von Bühnenbildner Matthias Bartoszewski anders gestaltet.
„Es ist toll, dass die Straubinger den Mut haben, sich wieder neu mit dieser Geschichte zu beschäftigen“, freute sich Regisseur Reitmeier. Als ihm dieser Vorschlag unterbreitet wurde, sei er zunächst sehr überrascht, aber dann sogleich mit Feuereifer bei der Sache gewesen.
Eineinhalb Jahre Arbeit
Rund eineinhalb Jahre hat Johannes Reitmeier nun an dem Stück gearbeitet, neue Schauplätze gewählt und zusätzliche Rollen geschaffen. „Der Text ist zu 95 Prozent ganz neu“, erklärte er. Das Rad könne zwar nicht immer neu erfunden werden, aber schließlich habe kein Historiker jemals aufgeschrieben, was Agnes und Albert genau zueinander gesagt haben. Das liege ganz in Hand des Theaters. Dennoch sei es ihm schwer gefallen, sich vom Wortlaut des alten Stücks zu lösen, weil er das ja auch selbst mit verfasst hat. Wichtig war Reitmeier jedoch auch bei der Neufassung, das Geschehen aus zwei Blickwinkeln zu beleuchten – und zwar aus der Sicht der Adelsleute und der des Volkes. „Und auch der Dialekt muss auf einer bayerischen Bühne in jedem Fall erhalten bleiben“, betonte er. Diese beiden tragenden Säulen habe er unbedingt übernehmen wollen.
Das Historiendrama bestehe aus zwölf Szenen und jede davon werde zu gleichen Teilen von Adeligen und normalem Volk gespielt. „In allen zwölf Teilen wird Dialekt und Hochsprache gesprochen“, erklärte Reitmeier. Das starre Muster Dialekt – Hochsprache – Dialekt werde so erstmals aufgeweicht. Außerdem sei das ganze Stück eingebettet in die Versammlung des Hofgerichts, die sich mit der Hinrichtung der Agnes beschäftigt.
„In jeder Szene steht Agnes also vor Gericht und anhand ihrer Antworten wird in Rückblenden ihre Geschichte erzählt“, beschreibt der Autor seinen Kunstgriff. Der Agnes stehe somit während der Aufführungen ein echter „Umzugsmarathon“ bevor, gibt Reitmeier schmunzelnd zu. Neu sei außerdem, dass zusätzliche Rollen geschaffen wurden. So ist in der neuen Fassung unter anderem erstmals Agnes Schwester Regina (gespielt von Carmen Hartmannsgruber) zu sehen, die auf deren Aufstieg sehr neidisch ist. Und auch Herzog Wilhelm (gespielt von Willi Lüdeking), der Bruder von Herzog Ernst, wird erstmals auf der Straubinger Bühne zu sehen sein. Als zusätzliche Schauplätze wählte der Regisseur unter anderem die Gärten von Schloss Blutenburg in Menzing, wo Agnes und Albrecht sehr viel Zeit miteinander verbracht haben sollen.
Schräge Bühne
Fünf Szenen habe der Schreibdienst bereits fertig, freute sich Reitmeier und überreichte die ersten beiden Exemplare an Vereinsvorstand Fischer und Schirmherr Pannermayr. Anschließend stellte Matthias Bartoszewski anhand eines Modells die neue Bühne vor. Diese sei erstmals schräg, um dem Stück eine neue Dynamik zu verleihen. „Die Sogwirkung für die Zuschauer wird immens sein“, erklärte er. In der Mitte werde außerdem malerisch die Grabplatte der Agnes Bernauer eingelassen, die aber am Ende einbrechen wird, so dass eine Kluft entsteht. „Bei den Farben werden wir uns sehr zurückhalten, damit die prächtigen Kostüme auch richtig wirken können“, versprach der Bühnenbildner.
260 Bewerber
200 Interessenten hatten sich im Vorfeld um eine Sprechrolle bei den Agnes-Bernauer-Festspielen beworben, 40 wollten als Statisten auftreten und 20 „wollten einfach irgendwas machen“, sagte Dr. Fischer, bevor er die Verteilung der einzelnen Rollen verlas. Man habe sich deshalb bemüht, so viele wie möglich mitspielen zu lassen. Für alle, die in dem Historiendrama mitwirken, beginnen Anfang Mai die Proben, bevor es am 24. Juni ernst wird. Insgesamt 19 Mal, immer freitags, samstags, sonntags und mittwochs, wird „Agnes Bernauer“ aufgeführt. Gutscheine für die Vorstellungen können bereits jetzt im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Telefon 09421/9406700 erworben werden.-lin-