Wenn Agnes und Albrecht „Silberhochzeit“ feiern

Dienstag, 7. Juli 2020

Wenn Agnes und Albrecht „Silberhochzeit“ feiern

Am Jahrtag eine Rose

Die Rede ist von einem ganz speziellen Jahrtag: Am 7.7.1995 – vor 25 Jahren – standen die beiden als Agnes und Albrecht bei der Premiere des Agnes-Bernauer-Festspiels auf der Bühne im Hof des Herzogschlosses. Sie waren eines von damals zwei Herzogpaaren und wechselten sich bei den Aufführungen mit Daniela Wrona und Richard Hobmeier ab.

Ihren Jahr- oder wenn man will (Bühnen-)Hochzeitstag haben sie seitdem in Ehren gehalten, denn aus ihrem gemeinsamen Auftritt ist eine innige Freundschaft geworden. In der Tanzgruppe des Festspielvereins sind der Wirtschaftsingenieur und die Verwaltungsangestellte seit Jahren Mitglied und haben auch schon Urlaube miteinander verbracht. Am Samstag haben die beiden mit ihren Partnern aus dem richtigen Leben die 25 Jahre gebührend gefeiert – in Großköllnbach, wo Reinhard Röhrl mit seiner Lebensgefährtin daheim ist.

Anfangs, das sehen beide so, hätten sie gar nicht so harmoniert. „Die Chemie hat erst im Laufe der Zeit gestimmt“, sagt Claudia Griessl. Vielleicht hat es auch daran gelegen, dass ihr damaliger Freund sehr eifersüchtig gewesen sei – bis Reinhard Röhrl ihm klarmachte, dass die beiden ausschließlich auf der Bühne ein Liebespaar sind.

Alle vier Jahre Jahrtag während der Festspiele

Alle vier Jahre fällt ihr Jahrtag in die Festspielsaison und da sind beide immer noch mit Leidenschaft Teil des Ensembles. Nur in anderen Rollen versteht sich. Claudia Griessl hat seither kein Festspiel ausgelassen, war zunächst die Margarethe von Waldeck, dann viermal in Folge die Beatrix und schließlich vergangenes Jahr die Anna Winzerer, ehemalige Geliebte der Herzog Ernst. Reinhard Röhrl fehlte nur bei den Festspielen 2003, als er berufsbedingt im Ausland war. 1999 hat er „den zweiten Bürger“ (mit nur dem einem Satz „A Badhur aus Augsburg“, den er in Varianten penetrant zu wiederholen hatte) und einen Ritter gemimt, seit 2007 durchgehend Oswald Tuchsenhauser, den Kanzler des Herzogs. Das hat den beiden Freunden bei den Mitspielern die Spitznamen „Trixi und Tuchsi“ eingebracht.

Völlig überraschend zu Hauptrollen gekommen

Claudia Griessl und Reinhard Röhrl verbindet nicht nur, Herzogspaar gewesen zu sein. Sie sind auch auf ganz ähnliche Weise zu ihrer Hauptrolle gekommen, nämlich völlig überraschend. Reinhard Röhrl hatte vom Festspiel in der neuen Fassung von Reitmeier und Stammberger gelesen und wollte einfach mal miterleben, wie so etwas bühnenreif wird. Er hat vorgesprochen, die Rolle des Sedlec. Ohne festgelegt zu sein, „ich hätte auch eine Statistenrolle genommen“. Schließlich hatte er keinerlei Theatererfahrung. Claudia Griessl hat als eine von damals 15 potenziellen Agnes-Darstellerinnen vorgesprochen. „Wir wurden alle fotografiert und die Leseprobe mit dem Kasettenrekorder aufgenommen“, erzählt sie lachend.

Beide haben ein paar Tage später einen Anruf erhalten, sie sollten doch zur Bekanntgabe der Rollen kommen. Weiter hat der damalige Organisationsleiter nichts gesagt. Er hat nur Wert auf eine verlässliche Präsenz gelegt. Umso verblüffter waren beide, als ihre Namen genannt wurden – als eines der beiden Herzogspaare. Als Claudia Griessl nach Hause kam, hat sie ihrem Vater freudestrahlend erzählt, „ich bin Agnes“. Der Vater hat gesagt, „Du hast also sogar eine Sprechrolle, was spielst du denn?“ – „Die Agnes.“ – Der Vater war perplex: „Das glaube ich erst, wenn ich es in der Zeitung gelesen habe.“

Keine Erfahrung mit Miniröcken

Reinhard Röhrls Mutter hat recht reserviert reagiert. „Das sind wir nicht“ war ihre Reaktion, nachdem sie mit den Hauptrollen vor allem Töchter und Söhne aus bekannten Straubinger Familien in Verbindung gebracht hat. Dennoch, die Mutter, gelernte Schneiderin, hat ihm sein Gewand fachgerecht angepasst. Das war auch bitter nötig, erinnert er sich, weil das Gewand schon einige Festspieljahre auf dem Buckel hatte. „Und Minirockerfahrung hatte ich auch keine“, sagt er grinsend über das kurze Gewand mit Strumpfhose. Die Generalprobe hätten Daniela Wrona und Richard Hobmeier gespielt, so dass das Lampenfieber am 7.7.1995 unermesslich war.

Zu Pferd Richtung Gäubodenvolksfest

Beide erinnern sich auch daran, dass 1995 noch Pferde zum Festspiel gehörten und sie beim Volksfestauszug zu Pferd über das Stadtplatzpflaster geführt wurden. „Nach gerade mal ein paar Stunden Reitunterricht. Heute undenkbar.“

Dankbar sind beide im Rückblick, dass sie die zunehmende Professionalisierung des Festspiels miterleben konnten. Auch die Philosophie professioneller Regisseure bis hin zur Anschaffung historiengetreuer Gewänder. Dankbar sind sie auch für Arbeit und Geduld, die der damalige Spielleiter Hans Vicari in sie investiert hat. „Es gab unzählige Leseproben für das Herzogspaar, monatelang.“

Deshalb können sie noch nach 25 Jahren den Text ihrer damaligen Liebesszene auswendig.

Quelle: Straubinger Tagblatt v. 07.07.2020 – Monika Schneider-Stranninger

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