Mit Freilichtspielen kennt sich der Agnes-Bernauer-Festspielverein ja bestens aus – auch außerhalb der Festspiele. Nach dem großen Erfolg der Orffschen Bernauerin im Jahr 2013 folgt nun im Juli 2017 die Inszenierung von „Der bayerische Jedermann“ nach dem Mysterienspiel von Hugo von Hofmannsthal auf der Reitertreppe im Hof des Herzogschlosses. Die Hauptrolle, den Jedermann, verkörpert Franz Aichinger, „ein Schauspieler mit vielen Facetten“, wie ihn der Regisseur Andreas Wiedermann lobt. Seine Buhlschaft spielt Michaela Hofmann. Wir sprachen mit beiden Darstellern kurz nach Bekanntgabe der Rollen über das Stück, seine Herausforderungen und die große Liebe auf der Bühne.
Straubinger Tagblatt: Herr Aichinger. Erstmal herzlichen Glückwunsch, wie groß ist die Freude über die Hauptrolle?
Franz Aichinger: Ich freu mich natürlich, dass die Wahl für die Hauptrolle auf mich gefallen ist. Und natürlich ehrt mich das auch sehr. Wir haben im Festspielverein wirklich viele gute Schauspieler und ich hätte es mindestens einem Dutzend anderer Leute zugetraut. Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt, wie es laufen wird.
Für die Hauptrolle und auch die wichtige Rolle der Buhlschaft gab es viele Bewerbungen innerhalb des Vereins und es wurde ein Casting veranstaltet. Ist vorab schon etwas nach außen gedrungen oder mussten Sie wirklich bis zur offiziellen Verteilung warten?
Aichinger: Nein, vorab wurde wirklich nichts bekanntgegeben. Aber das war ja auch gut so. Denn die Verantwortlichen hatten sicher ihre Auswahlmethoden und haben verschiedene Konstellationen durchgespielt, damit am Ende alles passt. Ich freue mich jetzt einfach, nach sechs Jahren wieder aktiv für den Festspielverein auf der Bühne zu stehen.
Michaela Hofmann: Es war wirklich Spannung bis zur letzten Sekunde da. Und wenn dann immer mehr weibliche Rollen verteilt werden, hofft man natürlich, dass es auf eine große Rolle hinausläuft. Aber sicher war es dann erst, als Claudia (Spielervertreterin des Vereins, Claudia Griessl, d. Red.) meinen Namen genannt hat.
„Ein Stück, das immer noch polarisiert“
Inwiefern kannten Sie beide das Stück des Jedermann schon vorher?
Aichinger: Man kennt das Stück natürlich von den Salzburger Festspielen, wo es ja regelmäßig aufgeführt wird. Es ist auf jeden Fall ein Stück, das polarisiert, auch nach all den Jahren noch.
Hofmann: Leider hab ich noch keine Aufführung live erlebt, allerdings hab ich mir Filmmaterial besorgt und es vorab einmal angesehen. Klar hat man aber schon vieles mitbekommen, es ist ja auch ein in unserer Region oft aufgeführtes Stück.
Und was erwarten Sie von der bayerischen Fassung von Andreas Wiedermann?
Aichinger: Die Straubinger Produktion auf der Reitertreppe bekommt sicher noch einmal ein ganz anderes Flair, eine ganz andere Atmosphäre. Das ist ein viel intimerer Rahmen, was aber auch Spannung für den Zuschauer erzeugt. Durch den Dialekt wirkt sicher alles noch vertrauter und heimischer.
Die Proben für das Stück beginnen ja erst im Juni. Was gibt es für die Schauspieler bis dahin zu tun?
Aichinger: Natürlich steckt jeder noch in anderen Projekten, trotzdem macht man sich schon Gedanken, wie es funktionieren könnte. Die Textbücher haben wir bereits bekommen, damit geht es los. Text anstreichen, auf CD sprechen und jeden Tag im Auto auf dem Weg zur Arbeit anhören. Das hilft mir immer sehr gut. Dazu kommen Pressetermine wie auf dem Volksfest und andere Veranstaltungen. Während des Kartenvorverkaufs läuft die Werbemaschinerie die ganze Zeit, daher sind wir sehr, sehr schnell in dem Projekt drin. Ab Weihnachten beginnt dann die mentale Vorbereitung. Bei dem Stück geht es rauf und runter: Es wird geliebt und geschrien, das wird sehr intensiv. Um diesen Marathon von zwei Stunden durchzuziehen, braucht es einiges an Kraft. Fit sein muss man also zu Probebeginn und nicht zur Premiere.
Hofmann: Man schaut auch auf andere Aufführungen, ob man sich da nicht etwas übernehmen kann. Zu sehen, wie andere die Rolle spielen, hilft mir immer besonders.
„Vertrauen ist das Wichtigste“
Für Jedermann müssen Sie beide nun ein sich liebendes Paar abgeben. Wie lange kennen Sie sich eigentlich schon privat und wie gut wird es zwischen Ihnen auf der Bühne klappen?
Hofmann: (lacht) Wir kennen uns schon eine ganze Zeit, etwa acht Jahre, und haben auch schon bei anderen Theaterprojekten außerhalb des Agnes-Bernauer-Festspielvereins zusammengearbeitet. Darum vertrau ich Franz auch voll und ganz. Und ich denke, das ist das Wichtigste an der Sache, damit man sich in der Rolle auch komplett fallen lassen kann.
Aichinger: Das kann ich nur bestätigen. Weil wir uns schon länger kennen, ist die erste Scheu ja gar nicht mehr vorhanden. Wir haben auch früher schon bei ein paar Auftritten das stellvertretende Herzogspaar gegeben, da kommen auch gewisse Szenen zustande (lacht). Aber das weiß man auch. Das ist Teil des Theaters und gehört einfach dazu. Wenn das gegenseitige Vertrauen da ist, kann man aber viel professioneller an die Sache gehen und vieles leichter nehmen. Denn gerade in der Probezeit ist wirklich nicht alles so romantisch, wie es dann am Ende ausschaut (lacht).
Hofmann: Aber wir haben beide einen ähnlichen Ehrgeiz. Wir werden akribisch dran feilen, dass am Ende auch alles passt (lacht).
„Ja mei, schee is des ned“
Und wie reagieren Ihre Partner darauf, dass Sie in den kommenden Monaten viel Zeit mit dem Schauspielpartner verbringen und auch intime Szenen spielen und üben müssen? Gibt es da Eifersucht?
Hofmann: Mein Freund reagiert da eigentlich gelassen. Als ich allerdings 2013 die Agnes bei der Orffschen Version gespielt habe, hat mich mein Bruder einmal gefragt, ob das nicht meinen Partner stört. Da ist mir aufgefallen, dass ich da nie wirklich einen Gedanken daran verschwendet habe. Als ich ihn dann fragte, sagte er: „Ja mei, schee is des ned, aber du musst es ja machen.“ (lacht) Aber ich trenne wirklich Hobby vom Privaten. Mein Freund weiß, dass da nichts zu befürchten ist (lacht).
Aichinger: Bei mir ist das ähnlich. Meine Frau und ich sind jetzt mittlerweile 14 Jahre verheiratet. Und ich bin auch schon sieben Jahre intensiv im Theatergeschäft. Da hatte ich jedes Jahr eine Rolle, in der ich eine Frau küssen musste oder durfte (lacht). Aber da machen sich immer Außenstehende mehr Gedanken als man selbst. Bühne ist Bühne, und privat ist privat. Es muss bei der Aufführung einfach funktionieren. Wenn dann aber noch der knisternde Funke auf die Zuschauer überspringt, dann hat man es geschafft.
Interview: Johannes Schnabl
Karten für die Aufführung
sind bereits im Vorverkauf erhältlich im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Telefon 09421/6700 und über die Homepage des Festspielvereins, die dann an OK Ticket weiterleitet, oder direkt bei OK Ticket (www.okticket.de).