Zum Henker mit zu viel Liebesschwüren

Montag, 21. Januar 2019

Zum Henker mit zu viel Liebesschwüren

Heuer gilt sie nicht, die abgehalfterte Ausrede: „Agnes Bernauer Festspiele? Kenn ich, hab ich schon gesehen – vor ungefähr 30 Jahren.“ Heuer ist nicht alles anders – am Schluss stirbt sie natürlich, die Agnes. Aber vieles wird anders sein in der Festspielsaison 2019. Das Festspiel wird weiterblenden auf die Zeit nach Agnes Tod. Erstmalig tritt Pfalzgräfin Beatrix´Ehemann in Erscheinung. – Es gibt wieder einen Henker! Es gibt Schlachtengetümmel und Madrigalsänger….und ein offeneres Bühnenbild. Kurzum: Das Publikum erwartet eine Neuinszenierung und ein dialogreicher Festspieltext, unter dem noch kaum die Tinte trocken ist. Am Freitagabend war dessen Autor, Teja Fiedler, zu Gast in Straubing. Auf einen sehr sympathischen Plausch am Wirtshaustisch im Gäubodenhof mit dem Vorstand des Agnes-Bernauer-Festspielvereins (Karl Weber, Florian Schmiegelt, Gisela Lummer, Rupert Kohlhäufl, Claudia Griessl und Regieassistentin Anna Lummer), mit Regisseur Andreas Wiedermann, mit Agnes (Kristina Kohlhäufl) und Albrecht (Ben Gröschl) sowie als ernsthaft bis augenzwinkernd mahnende Instanz, es mit der historischen Wahrheit möglichst genau zu nehmen, Werner Schäfer.

Kein zu enges historisches Korsett

Teja Fiedler, in Niederbayern aufgewachsen und heute in Hamburg daheim, hat Germanistik und Geschichte studiert und in seiner Journalistenkarriere (unter anderem beim „Stern“) ein Faible entwickelt für die amüsant-hinterkünftige, aber nicht minder fundierte Darstellung historischer Stoffe. Deshalb hat es Werner Schäfer gefreut, dass Teja Fiedler wichtige Erkenntnisse aus seinen Veröffentlichungen zur Agnes Bernauer gewonnen hat. Er hält Schäfers Bücher obendrein für überaus lesefreundlich. Deshalb hat Teja Fiedler es überhaupt nicht übelgenommen, dass Werner Schäfer ihm ein paar historische Korrekturen unter die Nase gehalten hat. Gleichzeitig hat er dem Autor bescheinigt, er habe ein Festspiel vorgelegt, das dem Zuschauer das Geschehen in seiner Stringenz überzeugend nachvollziehen lässt.

Es hat ihm Spaß gemacht, sich auf dieses Abenteuer Festspiel einzulassen, versichert Teja Fiedler. Ein wohlkalkuliertes Abenteuer, denn er ist ein versierter Schreiber, kennt die niederbayerische Seele und den Dialekt aus dem Effeff und hat Achtung, aber nicht lähmenden Respekt vor der Historie.

Zwei Kinder, die Grenzen überschreiten

Als Quintessenz heißt der Untertitel seines Festspiels ganz bewusst „Volksstück“ und nicht Historienspiel. „Historisch haltbar muss es sein“, sagt er. Das lässt die Tür einen Spalt offen zu wohldosierter dramaturgischer Freiheit.

„Wir erzählen die Geschichte von zwei Kindern, die Grenzen überschreiten“, sagt Andreas Wiedermann. Es gehe um zwei Menschen, die beide Probleme haben mit der Welt, in die sie hineingeboren wurden. Teja Fiedler und Andreas Wiedermann sind sich einig, dass sie mit der Festspielfassung 2019 den bisher statischen historischen Figuren mehr Leben einhauchen und ihre Entwicklung und Veränderung zeigen wollen. Teja Fiedler bekennt offen, dass er der Gefahr triefender Honigsüße aus dem Weg gehen wollte und deshalb mit Liebesszenen sparsam umgeht. Ein paar Dinge rufen nicht nach Veränderung. Sie müssen bleiben, wie sie in den Köpfen des Publikums sind. Dass Agnes eine Baderstochter ist, zum Beispiel. Hundertprozentig erwiesen sei das nicht, sagt Werner Schäfer, aber hundertprozentig widerlegbar auch nicht. Sie sei mit Sicherheit Angehörige eines niederen Standes gewesen. Keine Sorge: Sie bleibt die Baderstochter. Eine selbstbewusste noch dazu.

Am Schluss haben alle miteinander angestoßen auf ihren gemeinsamen Aufbruch zur Zeitreise ins Mittelalter. Heute in fünf Monaten ist Premiere.

Quelle: Straubinger Tagblatt  von Monika Schneider-Stranninger

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